Vermischtes: Manifest der Kommunistischen Partei (1936)
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I: Bourgeois und Proletarier
II: Proletarier und Kommunisten
III: Sozialistische und kommunistische Literatur
IV: Stellung der Kommunisten zu den versch. opposit. Parteien
Manifest der Kommunistischen Partei (#01)
Ein Gespenst geht um in Europa - das Gespenst des Kommunismus.
Alle Mächte des alten Europa haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies Gespenst
verbündet, der Papst und der Zar, Metternich und Guizot, französische Radikale
und deutsche Polizisten.
Wo ist die Oppositionspartei, die nicht von ihren regierenden Gegnern als
kommunistisch verschrien worden wäre, wo die Oppositionspartei, die den
fortgeschritteneren Oppositionsleuten sowohl wie ihren reaktionären Gegnern den
brandmarkenden Vorwurf des Kommunismus nicht zurückgeschleudert hätte?
Zweierlei geht aus dieser Tatsache hervor.
Der Kommunismus wird bereits von allen europäischen Mächten als eine Macht
anerkannt.
Es ist hohe Zeit, daß die Kommunisten ihre Anschauungsweise, ihre Zwecke, ihre
Tendenzen vor der ganzen Welt offen darlegen und dem Märchen vom Gespenst des
Kommunismus ein Manifest der Partei selbst entgegenstellen.
Zu diesem Zweck haben sich Kommunisten der verschiedensten Nationalität in
London versammelt und das folgende Manifest entworfen, das in englischer,
französischer, deutscher, italienischer, flämischer und dänischer Sprache
veröffentlicht wird.
I: Bourgeois und Proletarier (#02)
Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft (#03) ist die Geschichte von
Klassenkämpfen.
Freier und Sklave, Patrizier und Plebejer, Baron und Leibeigener, Zunftbürger
und Gesell, kurz, Unterdrücker und Unterdrückte standen in stetem Gegensatz
zueinander, führten einen ununterbrochenen, bald versteckten, bald offenen
Kampf, einen Kampf, der jedesmal mit einer revolutionären Umgestaltung der
ganzen Gesellschaft endete oder mit dem gemeinsamen Untergang der kämpfenden
Klassen.
In den früheren Epochen der Geschichte finden wir fast überall eine
vollständige Gliederung der Gesellschaft in verschiedene Stände, eine
mannigfaltige Abstufung der gesellschaftlichen Stellungen. Im alten Rom haben
wir Patrizier, Ritter, Plebejer, Sklaven; im Mittelalter Feudalherren,
Vasallen, Zunftbürger, Gesellen, Leibeigene, und noch dazu in fast jeder dieser
Klassen besondere Abstufungen.
Die aus dem Untergang der feudalen Gesellschaft hervorgegangene moderne
bürgerliche Gesellschaft hat die Klassengegensätze nicht aufgehoben. Sie hat
nur neue Klassen, neue Bedingungen der Unterdrückung, neue Gestaltungen des
Kampfes an die Stelle der alten gesetzt.
Unsere Epoche, die Epoche der Bourgeoisie, zeichnet sich jedoch dadurch aus,
daß sie die Klassengegensätze vereinfacht hat. Die ganze Gesellschaft spaltet
sich mehr und mehr in zwei große feindliche Lager, in zwei große, einander
direkt gegenüberstehende Klassen: Bourgeoisie und Proletariat.
Aus den Leibeigenen des Mittelalters gingen die Pfahlbürger der ersten Städte
hervor; aus dieser Pfahlbürgerschaft entwickelten sich die ersten Elemente der
Bourgeoisie.
Die Entdeckung Amerikas, die Umschiffung Afrikas schufen der aufkommenden
Bourgeoisie ein neues Terrain. Der ostindische und chinesische Markt, die
Kolonisierung von Amerika, der Austausch mit den Kolonien, die Vermehrung der
Tauschmittel und der Waren überhaupt gaben dem Handel, der Schiffahrt, der
Industrie einen nie gekannten Aufschwung und damit dem revolutionären Element
in der zerfallenden feudalen Gesellschaft eine rasche Entwicklung.
Die bisherige feudale oder zünftige Betriebsweise der Industrie reichte nicht
mehr aus für den mit neuen (#04) Märkten anwachsenden Bedarf. Die Manufaktur trat
an ihre Stelle. Die Zunftmeister wurden verdrängt durch den industriellen
Mittelstand; die Teilung der Arbeit zwischen den verschiedenen Korporationen
verschwand vor der Teilung der Arbeit in der einzelnen Werkstatt selbst.
Aber immer wuchsen die Märkte, immer stieg der Bedarf. Auch die Manufaktur
reichte nicht mehr aus. Da revolutionierte der Dampf und die Maschinerie die
industrielle Produktion. An die Stelle der Manufaktur trat die moderne große
Industrie, an die Stelle des industriellen Mittelstandes traten die
industriellen Millionäre, die Chefs ganzer industrieller Armeen, die modernen
Bourgeois.
Die große Industrie hat den Weltmarkt hergestellt, den die Entdeckung Amerikas
vorbereitete. Der Weltmarkt hat dem Handel, der Schiffahrt, den
Landkommunikationen eine unermeßliche Entwicklung gegeben. Diese hat wieder auf
die Ausdehnung der Industrie zurückgewirkt, und in demselben Maße, worin
Industrie, Handel, Schiffahrt, Eisenbahnen sich ausdehnten, in demselben Maße
entwickelte sich die Bourgeoisie, vermehrte sie ihre Kapitalien, drängte sie
alle vom Mittelalter her überlieferten Klassen in den Hintergrund.
Wir sehen also, wie die moderne Bourgeoisie selbst das Produkt eines langen
Entwicklungsganges, einer Reihe von Umwälzungen in der Produktions- und
Verkehrsweise ist.
Jede dieser Entwicklungsstufen der Bourgeoisie war begleitet von einem
entsprechenden politischen Fortschritt (#05). Unterdrückter Stand unter der
Herrschaft der Feudalherren, bewaffnete und sich selbst verwaltende Assoziation
(#06) in der Kommune (#07),
hier unabhängige städtische Republik (#08), dort dritter
steuerpflichtiger Stand der Monarchie (#09), dann zur Zeit der Manufaktur
Gegengewicht gegen den Adel in der ständischen oder in der absoluten Monarchie
(#10), Hauptgrundlage der großen Monarchien überhaupt, erkämpfte sie sich
endlich seit der Herstellung der großen Industrie und des Weltmarktes im
modernen Repräsentativstaat die ausschließliche politische Herrschaft. Die
moderne Staatsgewalt ist nur ein Ausschuß, der die gemeinschaftlichen Geschäfte
der ganzen Bourgeoisklasse verwaltet.
Die Bourgeoisie hat in der Geschichte eine höchst revolutionäre Rolle gespielt.
Die Bourgeoisie, wo sie zur Herrschaft gekommen, hat alle feudalen,
patriarchalischen, idyllischen Verhältnisse zerstört. Sie hat die
buntscheckigen Feudalbande, die den Menschen an seinen natürlichen Vorgesetzten
knüpften, unbarmherzig zerrissen und kein anderes Band zwischen Mensch und
Mensch übriggelassen als das nackte Interesse, als die gefühllose "bare
Zahlung". Sie hat die heiligen Schauer der frommen Schwärmerei, der
ritterlichen Begeisterung, der spießbürgerlichen Wehmut in dem eiskalten Wasser
egoistischer Berechnung ertränkt. Sie hat die persönliche Würde in den
Tauschwert aufgelöst und an die Stelle der zahllosen verbrieften und
wohlerworbenen Freiheiten die eine gewissenlose Handelsfreiheit gesetzt. Sie
hat, mit einem Wort, an die Stelle der mit religiösen und politischen
Illusionen verhüllten Ausbeutung die offene, unverschämte, direkte, dürre
Ausbeutung gesetzt.
Die Bourgeoisie hat alle bisher ehrwürdigen und mit frommer Scheu betrachteten
Tätigkeiten ihres Heiligenscheins entkleidet. Sie hat den Arzt, den Juristen,
den Pfaffen, den Poeten, den Mann der Wissenschaft in ihre bezahlten
Lohnarbeiter verwandelt.
Die Bourgeoisie hat dem Familienverhältnis seinen rührend-sentimentalen
Schleier abgerissen und es auf ein reines Geldverhältnis zurückgeführt.
Die Bourgeoisie hat enthüllt, wie die brutale Kraftäußerung, die die Reaktion
so sehr am Mittelalter bewundert, in der trägsten Bärenhäuterei ihre passende
Ergänzung fand. Erst sie hat bewiesen, was die Tätigkeit der Menschen zustande
bringen kann. Sie hat ganz andere Wunderwerke vollbracht als ägyptische
Pyramiden, römische Wasserleitungen und gotische Kathedralen, sie hat ganz
andere Züge ausgeführt als Völkerwanderungen und Kreuzzüge.
Die Bourgeoisie kann nicht existieren, ohne die Produktionsinstrumente, also
die Produktionsverhältnisse, also sämtliche gesellschaftlichen Verhältnisse
fortwährend zu revolutionieren. Unveränderte Beibehaltung der alten
Produktionsweise war dagegen die erste Existenzbedingung aller früheren
industriellen Klassen. Die fortwährende Umwälzung der Produktion, die
ununterbrochene Erschütterung aller gesellschaftlichen Zustände, die ewige
Unsicherheit und Bewegung zeichnet die Bourgeoisepoche vor allen anderen (#11)
aus. Alle festen eingerosteten Verhältnisse mit ihrem Gefolge von
altehrwürdigen Vorstellungen und Anschauungen werden aufgelöst, alle
neugebildeten veralten, ehe sie verknöchern können. Alles Ständische und
Stehende verdampft, alles Heilige wird entweiht, und die Menschen sind endlich
gezwungen, ihre Lebensstellung, ihre gegenseitigen Beziehungen mit nüchternen
Augen anzusehen.
Das Bedürfnis nach einem stets ausgedehnteren Absatz für ihre Produkte jagt die
Bourgeoisie über die ganze Erdkugel. Überall muß sie sich einnisten, überall
anbauen, überall Verbindungen herstellen.
Die Bourgeoisie hat durch ihre (#12) Exploitation des Weltmarkts die Produktion
und Konsumption aller Länder kosmopolitisch gestaltet. Sie hat zum großen
Bedauern der Reaktionäre den nationalen Boden der Industrie unter den Füßen
weggezogen. Die uralten nationalen Industrien sind vernichtet worden und werden
noch täglich vernichtet. Sie werden verdrängt durch neue Industrien, deren
Einführung eine Lebensfrage für alle zivilisierten Nationen wird, durch
Industrien, die nicht mehr einheimische Rohstoffe, sondern den entlegensten
Zonen angehörige Rohstoffe verarbeiten und deren Fabrikate nicht nur im Lande
selbst, sondern in allen Weltteilen zugleich verbraucht werden.
An die Stelle der alten, durch Landeserzeugnisse befriedigten Bedürfnisse
treten neue, welche die Produkte der entferntesten Länder und Klimate zu ihrer
Befriedigung erheischen. An die Stelle der alten lokalen und nationalen
Selbstgenügsamkeit und Abgeschlossenheit tritt ein allseitiger Verkehr, eine
allseitige Abhängigkeit der Nationen voneinander. Und wie in der materiellen,
so auch in der geistigen Produktion. Die geistigen Erzeugnisse der einzelnen
Nationen werden Gemeingut. Die nationale Einseitigkeit und Beschränktheit wird
mehr und mehr unmöglich, und aus den vielen nationalen und lokalen Literaturen
bildet sich eine Weltliteratur.
Die Bourgeoisie reißt durch die rasche Verbesserung aller
Produktionsinstrumente, durch die unendlich erleichterte Kommunikation alle,
auch die barbarischsten Nationen in die Zivilisation. Die wohlfeilen Preise
ihrer Waren sind sind die schwere Artillerie, mit der sie alle chinesischen
Mauern in den Grund schießt, mit der sie den hartnäckigsten Fremdenhaß der
Barbaren zur Kapitulation zwingt. Sie zwingt alle Nationen, die
Produktionsweise der Bourgeoisie sich anzueignen, wenn sie nicht zugrunde gehen
wollen; sie zwingt sie, die sogenannte Zivilisation bei sich selbst
einzuführen, d. h. Bourgeois zu werden. Mit einem Wort, sie schafft sich eine
Welt nach ihrem eigenen Bilde.
Die Bourgeoisie hat das Land der Herrschaft der Stadt unterworfen. Sie hat
enorme Städte geschaffen, sie hat die Zahl der städtischen Bevölkerung
gegenüber der ländlichen in hohem Grade vermehrt und so einen bedeutenden Teil
der Bevölkerung dem Idiotismus des Landlebens entrissen. Wie sie das Land von
der Stadt, hat sie die barbarischen und halbbarbarischen Länder von den
zivilisierten, die Bauernvölker von den Bourgeoisvölkern, den Orient vom
Okzident abhängig gemacht.
Die Bourgeoisie hebt mehr und mehr die Zersplitterung der Produktionsmittel,
des Besitzes und der Bevölkerung auf. Sie hat die Bevölkerung agglomeriert, die
Produktionsmittel zentralisiert und das Eigentum in wenigen Händen
konzentriert. Die notwendige Folge hiervon war die politische Zentralisation.
Unabhängige, fast nur verbündete Provinzen mit verschiedenen Interessen,
Gesetzen, Regierungen und Zöllen wurden zusammengedrängt in eine Nation, eine
Regierung, ein Gesetz, ein nationales Klasseninteresse, eine Douanenlinie (#13).
Die Bourgeoisie hat in ihrer kaum hundertjährigen Klassenherrschaft
massenhaftere und kolossalere Produktionskräfte geschaffen als alle vergangenen
Generationen zusammen. Unterjochung der Naturkräfte, Maschinerie, Anwendung der
Chemie auf Industrie und Ackerbau, Dampfschiffahrt, Eisenbahnen, elektrische
Telegraphen, Urbarmachung ganzer Weltteile, Schiffbarmachung der Flüsse, ganze
aus dem Boden hervorgestampfte Bevölkerungen - welches frühere (#14) Jahrhundert
ahnte, daß solche Produktionskräfte im Schoß der gesellschaftlichen Arbeit
schlummerten.
Wir haben also (#15) gesehen: Die Produktions- und Verkehrsmittel, auf deren
Grundlage sich die Bourgeoisie heranbildete, wurden in der feudalen
Gesellschaft erzeugt. Auf einer gewissen Stufe der Entwicklung dieser
Produktions- und Verkehrsmittel entsprachen die Verhältnisse, worin die feudale
Gesellschaft produzierte und austauschte, die feudale Organisation der
Agrikultur und Manufaktur, mit einem Wort die feudalen Eigentumsverhältnisse
den schon entwickelten Produktivkräften nicht mehr. Sie hemmten die Produktion,
statt sie zu fördern. Sie verwandelten sich in ebensoviele Fesseln. Sie mußten
gesprengt werden, die wurden gesprengt. An ihre Stelle trat die freie
Konkurrenz mit der ihr angemessenen gesellschaftlichen und politischen
Konstitution, mit der ökonomischen und politischen Herrschaft der
Bourgeoisklasse.
Unter unsern Augen geht eine ähnliche Bewegung vor. Die bürgerlichen
Produktions- und Verkehrsverhältnisse, die bürgerlichen Eigentumsverhältnisse,
die moderne bürgerliche Gesellschaft, die so gewaltige Produktions- und
Verkehrsmittel hervorgezaubert hat, gleicht dem Hexenmeister, der die
unterirdischen Gewalten nicht mehr zu beherrschen vermag, die er
heraufbeschwor. Seit Dezennien ist die Geschichte der Industrie und des Handels
nur (#16) die Geschichte der Empörung der modernen Produktivkräfte gegen die
modernen Produktionsverhältnisse, gegen die Eigentumsverhältnisse, welche die
Lebensbedingungen der Bourgeoisie und ihrer Herrschaft sind.
Es genügt, die Handelskrisen zu nennen, welche in ihrer periodischen Wiederkehr
immer drohender die Existenz der ganzen bürgerlichen Gesellschaft in Frage
stellen. In den Handelskrisen wird ein großer Teil nicht nur der erzeugten
Produkte, sondern (#17) der bereits geschaffenen Produktivkräfte regelmäßig
vernichtet. In den Krisen bricht eine gesellschaftliche Epidemie aus, welche
allen früheren Epochen als ein Widersinn erschienen wäre - die Epidemie der
Überproduktion. Die Gesellschaft findet sich plötzlich in einen Zustand
momentaner Barbarei zurückversetzt; eine Hungersnot, ein allgemeiner
Vernichtungskrieg (#18) scheinen ihr alle Lebensmittel abgeschnitten zu haben;
die Industrie, der Handel scheinen vernichtet, und warum? Weil sie zuviel
Zivilisation, zuviel Lebensmittel, zuviel Industrie, zuviel Handel besitzt. Die
Produktivkräfte, die ihr zur Verfügung stehen, dienen nicht mehr zur
Beförderung (#19) der bürgerlichen Eigentumsverhältnisse.; im Gegenteil, sie
sind zu gewaltig für diese Verhältnisse geworden, sie werden von ihnen gehemmt;
und sobald sie dies Hemmnis überwinden, bringen sie die ganze bürgerliche
Gesellschaft in Unordnung, gefährden sie die Existenz des bürgerlichen
Eigentums. Die bürgerlichen Verhältnisse sind zu eng geworden, um den von ihnen
erzeugten Reichtum zu fassen. -
Wodurch überwindet die Bourgeoisie die Krisen? Einerseits durch die erzwungene
Vernichtung einer Masse von Produktivkräften; anderseits durch die Eroberung
neuer Märkte und die gründlichere Ausbeutung alter (#20) Märkte. Wodurch also?
Dadurch, daß sie allseitigere und gewaltigere Krisen vorbereitet und die
Mittel, den Krisen vorzubeugen, vermindert.
Die Waffen, womit die Bourgeoisie den Feudalismus zu Boden geschlagen hat,
richten sich jetzt gegen die Bourgeoisie selbst.
Aber die Bourgeoisie hat nicht nur die Waffen geschmiedet, die ihr den Tod
bringen; sie hat auch die Männer gezeugt, die diese Waffen führen werden - die
modernen Arbeiter, die Proletarier.
In demselben Maße, worin sich die Bourgeoisie, d. h. das Kapital, entwickelt, in
demselben Maße entwickelt sich das Proletariat, die Klasse der modernen
Arbeiter, die nur so lange leben, als sie Arbeit finden, und die nur so lange
Arbeit finden, als ihre Arbeit das Kapital vermehrt. Diese Arbeiter, die sich
stückweis verkaufen müssen, sind eine Ware wie jeder andere Handelsartikel und
daher gleichmäßig allen Wechselfällen der Konkurrenz, allen Schwankungen des
Marktes ausgesetzt.
Die Arbeit der Proletarier hat durch die Ausdehnung der Maschinerie und die
Teilung der Arbeit allen selbständigen Charakter und damit allen Reiz für die
(#21) Arbeiter verloren. Er wird ein bloßes Zubehör der Maschine, von dem nur
der einfachste, eintönigste, am leichtesten erlernbare Handgriff verlangt wird.
Die Kosten, die der Arbeiter verursacht, beschränken sich daher fast nur auf
die Lebensmittel, die er zu seinem Unterhalt und zur Fortpflanzung seiner Race
bedarf. Der Preis einer Ware, also auch der Arbeit (#22), ist aber gleich ihren
Produktionskosten. In demselben Maße, in dem die Widerwärtigkeit der Arbeit
wächst, nimmt daher der Lohn ab. Noch mehr, in demselben Maße, wie Maschinerie
und Teilung der Arbeit zunehmen, indemselben Maße nimmt auch die Masse (#23) der
Arbeit zu, sei es durch Vermehrung der Arbeitsstunden, sei es durch Vermehrung
der in einer gegebenen Zeit geforderten Arbeit, beschleunigten Lauf der
Maschinen usw.
Die moderne Industrie hat die kleine Werkstube des patriarchalischen Meisters
in die große Fabrik des industriellen Kapitalisten verwandelt. Arbeitermassen,
in der Fabrik zusammengedrängt, werden soldatisch organisiert. Sie werden als
gemeine Industriesoldaten unter die Aufsicht einer vollständigen Hierarchie von
Unteroffizieren und Offizieren gestellt. Sie sind nicht nur Knechte der
Bourgeoisie, des Bourgeoisstaates, sie sind täglich und stündlich geknechtet
von der Maschine, von dem Aufseher und vor allem von den (#24) einzelnen
fabrizierenden Bourgeois selbst. Diese Despotie ist um so kleinlicher,
gehässiger, erbitterter, je offener sie den Erwerb als ihren (#25) Zweck
proklamiert.
Je weniger die Handarbeit Geschicklichkeit und Kraftäußerung erheischt, d. h. je
mehr die moderne Industrie sich entwickelt, desto mehr wird die Arbeit der
Männer durch die der Weiber (#26) verdrängt. Geschlechts- und Altersunterschiede
haben keine gesellschaftliche Geltung mehr für die Arbeiterklasse. Es gibt nur
noch Arbeitsinstrumente, die je nach Alter und Geschlecht verschiedene Kosten
machen.
Ist die Ausbeutung des Arbeiters durch den Fabrikanten so weit beendigt, daß er
seinen Arbeitslohn bar ausgezahlt erhält, so fallen die anderen Teile der
Bourgeoisie über ihn her, der Hausbesitzer, der Krämer, der Pfandleiher (#27)
usw.
Die bisherigen kleinen Mittelstände, die kleinen Industriellen, Kaufleute und
Rentiers, die Handwerker und Bauern, alle diese Klassen fallen ins Proletariat
hinab, teils dadurch, daß ihr kleines Kapital für den Betrieb der großen
Industrie nicht ausreicht und der Konkurrenz mit den größeren Kapitalisten
erliegt, teils dadurch, daß ihre Geschicklichkeit von neuen Produktionsweisen
entwertet wird. So rekrutiert sich das Proletariat aus allen Klassen der
Bevölkerung.
Das Proletariat macht verschiedene Entwicklungsstufen durch. Sein Kampf gegen
die Bourgeoisie beginnt mit seiner Existenz.
Im Anfang kämpfen die einzelnen Arbeiter, dann die Arbeiter einer Fabrik, dann
die Arbeiter eines Arbeitszweiges an einem Ort gegen den einzelnen Bourgeois,
der sie direkt ausbeutet. Sie richten ihre Angriffe nicht nur gegen die
bürgerlichen Produktionsverhältnisse, sie richten sie gegen die
Produktionsinstrumente selbst; sie vernichten die fremden konkurrierenden
Waren, sie zerschlagen die Maschinen, sie stecken die Fabriken in Brand, die
suchen (#28) die untergegangene Stellung des mittelalterlichen Arbeiters
wiederzuerringen.
Auf dieser Stufe bilden die Arbeiter eine über das Land zerstreute und durch
die Konkurrenz zersplitterte Masse. Massenhaftes Zusammenhalten der Arbeiter
ist noch nicht die Folge ihrer eigenen Vereinigung, sondern die Folge der
Vereinigung der Bourgeoisie, die zur Erreichung ihrer eigenen politischen
Zwecke das ganze Proletariat in Bewegung setzen muß und es einstweilen noch
kann.
Auf dieser Stufe bekämpfen die Proletarier also noch nicht ihre Feinde, sondern
die Feinde ihrer Feinde, die Reste der absoluten Monarchie, die
Grundeigentümer, die nichtindustriellen Bourgeois, die Kleinbürger. Die ganze
geschichtliche Bewegung ist so in den Händen der Bourgeoisie konzentriert;
jeder Sieg, der so errungen wird, ist ein Sieg der Bourgeoisie.
Aber mit der Entwicklung der Industrie vermehrt sich nicht nur das Proletariat;
es wird in größeren Massen zusammengedrängt, seine Kraft wächst, und es fühlt
sie immer mehr. Die Interessen, die Lebenslagen innerhalb des Proletariats
gleichen sich immer mehr aus, indem die Maschinerie mehr und mehr die
Unterschiede der Arbeit verwischt und den Lohn fast überall auf ein gleich
niedriges Niveau herabdrückt. Die wachsende Konkurrenz der Bourgeois unter sich
und die daraus hervorgehenden Handelskrisen machen den Lohn der Arbeiter immer
schwankender; die immer rascher sich entwickelnde, unaufhörliche Verbesserung
der Maschinerie macht ihre ganze Lebensstellung immer unsicherer; immer mehr
nehmen die Kollisionen zwischen dem einzelnen Arbeiter und dem einzelnen
Bourgeois den Charakter von Kollisionen zweier Klassen an. Die Arbeiter
beginnen damit, Koalitionen (#29) gegen die Bourgeois zu bilden; sie treten
zusammen zur Behauptung ihres Arbeitslohns. Sie stiften selbst dauernde
Assoziationen, um sich für die gelegentlichen Empörungen zu verproviantieren.
Stellenweis bricht der Kampf in Emeuten (#30) aus.
Von Zeit zu Zeit siegen die Arbeiter, aber nur vorübergehend. Das eigentliche
Resultat ihrer Kämpfe ist nicht der unmittelbare Erfolg, sondern die immer
weiter um sich greifende Vereinigung der Arbeiter. Sie wird befördert durch die
wachsenden Kommunikationsmittel, die von der großen Industrie erzeugt werden
und die Arbeiter der verschiedenen Lokalitäten miteinander in Verbindung
setzen. Es bedarf aber bloß der Verbindung, um die vielen Lokalkämpfe von
überall gleichem Charakter zu einem nationalen, zu einem Klassenkampf zu
zentralisieren. Jeder Klassenkampf ist aber (#31) ein politischer Kampf. Und die
Vereinigung, zu der die Bürger des Mittelalters mit ihren Vizinalwegen (#32)
Jahrhunderte bedurften, bringen die modernen Proletarier mit den Eisenbahnen in
wenigen Jahren zustande.
Diese Organisation der Proletarier zur Klasse, und damit zur politischen
Partei, wird jeden Augenblick wieder gesprengt durch die Konkurrenz unter den
Arbeitern selbst. Aber sie ersteht immer wieder, stärker, fester, mächtiger.
Sie erzwingt die Anerkennung einzelner Interesse der Arbeiter in Gesetzesform,
indem sie die Spaltungen der Bourgeoisie unter sich benutzt. So die
Zehnstundenbill in England.
Die Kollisionen der alten Gesellschaft überhaupt fördern mannigfach den
Entwicklungsgang des Proletariats. Die Bourgeoisie befindet sich in
fortwährendem Kampfe: anfangs gegen die Aristokratie; später gegen die Teile
der Bourgeoisie selbst, deren Interessen mit dem Fortschritt der Industrie in
Widerspruch geraten; stets gegen die Bourgeoisie aller auswärtigen Länder. In
allen diesen Kämpfen sieht sie sich genötigt, an das Proletariat zu
appellieren, seine Hülfe in Anspruch zu nehmen und es so in die politische
Bewegung hineinzureißen. Sie selbst führt also dem Proletariat ihre eigenen
(#33) Bildungselemente, d. h. Waffen gegen sich selbst, zu.
Es werden ferner, wie wir sahen, durch den Fortschritt der Industrie ganze
Bestandteile der herrschenden Klasse ins Proletariat hinabgeworfen oder
wenigstens in ihren Lebensbedingungen bedroht. Auch sie führen dem Proletariat
eine Masse Bildungselemente (#34) zu.
In Zeiten endlich, wo der Klassenkampf sich der Entscheidung nähert, nimmt der
Auflösungsprozeß innerhalb der herrschenden Klasse, innerhalb der ganzen alten
Gesellschaft, einen so heftigen, so grellen Charakter an, daß ein kleiner Teil
der herrschenden Klasse sich von ihr lossagt und sich der revolutionären Klasse
anschließt, der Klasse, welche die Zukunft in ihren Händen trägt. Wie daher
früher ein Teil des Adels zur Bourgeoisie überging, so geht jetzt ein Teil der
Bourgeoisie zum Proletariat über, und namentlich ein Teil dieser
Bourgeoisideologen, welche zum theoretischen Verständnis der ganzen
geschichtlichen Bewegung sich hinaufgearbeitet haben.
Von allen Klassen, welche heutzutage der Bourgeoisie gegenüberstehen, ist nur
das Proletariat eine wirklich revolutionäre Klasse. Die übrigen Klassen
verkommen und gehen unter mit der großen Industrie, das Proletariat ist ihr
eigenstes Produkt.
Die Mittelstände, der kleine Industrielle, der kleine Kaufmann, der Handwerker,
der Bauer, sie alle bekämpfen die Bourgeoisie, um ihre Existenz als
Mittelstände vor dem Untergang zu sichern. Sie sind also nicht revolutionär,
sondern konservativ. Noch mehr, sie sind reaktionär (#35), sie suchen das Rad
der Geschichte zurückzudrehen. Sind sie revolutionär, so sind sie es im
Hinblick auf den ihnen bevorstehenden Übergang ins Proletariat, so verteidigen
sie nicht ihre gegenwärtigen, sondern ihre zukünftigen Interessen, so verlassen
sie ihren eigenen Standpunkt, um sich auf den des Proletariats zu stellen. -
Das Lumpenproletariat, diese passive Verfaulung der untersten Schichten der
alten Gesellschaft, wird durch eine proletarische Revolution stellenweise in
die Bewegung hineingeschleudert, seiner ganzen Lebenslage nach wird es
bereitwilliger sein, sich zu reaktionären Umtrieben erkaufen zu lassen.
Die Lebensbedingungen der alten Gesellschaft sind schon vernichtet in den
Lebensbedingungen des Proletariats. Der Proletarier ist eigentumslos; sein
Verhältnis zu Weib und Kindern hat nichts mehr gemein mit dem bürgerlichen
Familienverhältnis; die moderne industrielle Arbeit, die moderne Unterjochung
unter das Kapital, dieselbe in England wie in Frankreich, in Amerika wie in
Deutschland, hat ihm allen nationalen Charakter abgestreift. Die Gesetze, die
Moral, die Religion sind für ihn ebenso viele bürgerliche Vorurteile, hinter
denen sich ebenso viele bürgerliche Interessen verstecken.
Alle früheren Klassen, die sich die Herrschaft eroberten, suchten ihre schon
erworbene Lebensstellung zu sichern, indem sie die ganze Gesellschaft den
Bedingungen ihres Erwerbs unterwarfen. Die Proletarier können sich die
gesellschaftlichen Produktivkräfte nur erobern, indem sie ihre eigene bisherige
Aneignungsweise und damit die ganze bisherige Aneignungsweise abschaffen. Die
Proletarier haben nichts von dem Ihrigen zu sichern, sie haben alle bisherigen
Privatsicherheiten (#36) und Privatversicherungen zu zerstören.
Alle bisherigen Bewegungen waren Bewegungen von Minoritäten oder im Interesse
von Minoritäten. Die proletarische Bewegung ist die selbständige Bewegung der
ungeheuren Mehrzahl im Interesse der ungeheuren Mehrzahl. Das Proletariat, die
unterste Schicht der jetzigen Gesellschaft, kann sich nicht erheben, nicht
aufrichten, ohne daß der ganze Überbau der Schichten, die die offizielle
Gesellschaft bilden, in die Luft gesprengt wird.
Obgleich nicht dem Inhalt, ist der Form nach der Kampf des Proletariats gegen
die Bourgeoisie zunächst ein nationaler. Das Proletariat eines jeden Landes muß
natürlich zuerst mit seiner eigenen Bourgeoisie fertig werden.
Indem wir die allgemeinsten Phasen der Entwicklung des Proletariats zeichneten,
verfolgten wir den mehr oder minder versteckten Bürgerkrieg innerhalb der
bestehenden Gesellschaft bis zu dem Punkt, wo er in eine offene Revolution
ausbricht und durch den gewaltsamen Sturz der Bourgeoisie das Proletariat seine
Herrschaft begründet.
Alle bisherige Gesellschaft beruhte, wie wir gesehen haben, auf dem Gegensatz
unterdrückender und unterdrückter Klassen. Um aber eine Klasse unterdrücken zu
können, müssen ihr Bedingungen gesichert sein, innerhalb derer sie wenigstens
ihre knechtische Existenz fristen kann. Der Leibeigene hat sich zum Mitglied
der Kommune in der Leibeigenschaft herangearbeitet wie der Kleinbürger zum
Bourgeois unter dem Joch des feudalistischen Absolutismus. Der moderne Arbeiter
dagegen, statt sich mit dem Fortschritt der Industrie zu heben, sinkt immer
tiefer unter die Bedingungen seiner eigenen Klasse herab. Der Arbeiter wird zum
Pauper, und der Pauperismus (#37) entwickelt sich noch schneller (#38) als
Bevölkerung und Reichtum.
Es tritt hiermit offen hervor, daß die Bourgeoisie unfähig ist, noch länger die
herrschende Klasse der Gesellschaft zu bleiben und die Lebensbedingungen ihrer
Klasse der Gesellschaft als regelndes Gesetz aufzuzwingen. Sie ist unfähig zu
herrschen, weil sie unfähig ist, ihrem Sklaven die Existenz selbst innerhalb
seiner Sklaverei zu sichern, weil sie gezwungen ist, ihn in eine Lage
herabsinken zu lassen, wo sie ihn ernähren muß, statt von ihm ernährt zu
werden. Die Gesellschaft kann nicht mehr unter ihr leben, d. h., ihr Leben ist
nicht mehr verträglich mit der Gesellschaft.
Die wesentliche (#39) Bedingung für die Existenz und für die Herrschaft der
Bourgeoisklasse ist die Anhäufung des Reichtums in den Händen von Privaten, die
Bildung und Vermehrung des Kapitals; die Bedingung des Kapitals ist die
Lohnarbeit. Die Lohnarbeit beruht ausschließlich auf der Konkurrenz der
Arbeiter unter sich. Der Fortschritt der Industrie, dessen willenloser und
widerstandsloser Träger die Bourgeoisie ist, setzt an die Stelle der Isolierung
der Arbeiter durch die Konkurrenz ihre revolutionäre Vereinigung durch die
Assoziation. Mit der Entwicklung der großen Industrie wird also unter den Füßen
der Bourgeoisie die Grundlage selbst hinweggezogen (#40), worauf sie produziert
und die Produkte sich aneignet. Sie produziert vor allem ihren (#41) eigenen
Totengräber. Ihr Untergang und der Sieg des Proletariats sind gleich
unvermeidlich.
II: Proletarier und Kommunisten
In welchem Verhältnis stehen die Kommunisten zu den Proletariern überhaupt? Die
Kommunisten sind keine besondere Partei gegenüber den andern Arbeiterparteien.
Sie haben keine von den Interessen des ganzen Proletariats getrennten
Interessen.
Sie stellen keine besonderen (#42) Prinzipien auf, wonach sie die proletarische
Bewegung modeln wollen.
Die Kommunisten unterscheiden sich von den übrigen proletarischen Parteien nur
dadurch, daß sie einerseits (#43) in den verschiedenen nationalen Kämpfen der
Proletarier die gemeinsamen, von der Nationalität unabhängigen Interessen des
gesamten Proletariats hervorheben und zur Geltung bringen, andrerseits dadurch,
daß sie in den verschiedenen Entwicklungsstufen, welche der Kampf zwischen
Proletariat und Bourgeoisie durchläuft, stets das Interesse der Gesamtbewegung
vertreten.
Die Kommunisten sind also praktisch der entschiedenste, immer weitertreibende
Teil der Arbeiterparteien aller Länder; sie haben theoretisch vor der übrigen
Masse des Proletariats die Einsicht in die Bedingungen, den Gang und die
allgemeinen Resultate der proletarischen Bewegung voraus.
Der nächste Zweck der Kommunisten ist derselbe wie der aller übrigen
proletarischen Parteien: Bildung des Proletariats zur Klasse, Sturz der
Bourgeoisherrschaft, Eroberung der politischen Macht durch das Proletariat. Die
theoretischen Sätze der Kommunisten beruhen keineswegs auf Ideen, auf
Prinzipien, die von diesem oder jenem Weltverbesserer erfunden oder entdeckt
sind.
Sie sind nur allgemeine Ausdrücke tatsächlicher Verhältnisse eines
existierenden Klassenkampfes, einer unter unseren Augen vor sich gehenden
geschichtlichen Bewegung. Die Abschaffung bisheriger Eigentumsverhältnisse ist
nichts den (#44) Kommunismus eigentümlich Bezeichnendes.
Alle Eigentumsverhältnisse waren einem beständigen geschichtlichen Wandel,
einer beständigen geschichtlichen Veränderung unterworfen.
Die Französische Revolution z. B. schaffte das Feudaleigentum zugunsten des
bürgerlichen ab.
Was den Kommunismus auszeichnet, ist nicht die Abschaffung des Eigentums
überhaupt, sondern die Abschaffung des bürgerlichen Eigentums.
Aber das moderne bürgerliche Privateigentum ist der letzte und vollendetste
Ausdruck der Erzeugung und Aneignung der Produkte, die auf Klassengegensätzen,
(#45) auf der Ausbeutung der einen (#46) durch die andern (#47) beruht.
In diesem Sinn können die Kommunisten ihre Theorie in dem einen Ausdruck:
Aufhebung des Privateigentums, zusammenfassen.
Man hat uns Kommunisten vorgeworfen, wir wollten das persönlich erworbene,
selbsterarbeitete Eigentum abschaffen; das Eigentum, welches die Grundlage
aller persönlichen Freiheit, Tätigkeit und Selbständigkeit bilde.
Erarbeitetes, erworbenes, selbstverdientes Eigentum! Sprecht ihr von dem
kleinbürgerlichen, kleinbäuerlichen Eigentum, welches dem bürgerlichen Eigentum
vorherging? Wir brauchen es nicht abzuschaffen, die Entwicklung der Industrie
hat es abgeschafft und schafft es täglich ab.
Oder sprecht ihr vom modernen bürgerlichen Privateigentum?
Schafft aber die Lohnarbeit, die Arbeit des Proletariers ihm Eigentum?
Keineswegs. Sie schafft das Kapital, d. h. das Eigentum, welches die Lohnarbeit
ausbeutet, welches sich nur unter der Bedingung vermehren kann, daß es neue
Lohnarbeit erzeugt, um sie von neuem auszubeuten. Das Eigentum in seiner
heutigen Gestalt bewegt sich in dem Gegensatz von Kapital und Lohnarbeit.
Betrachten wir die beiden Seiten dieses Gegensatzes:
Kapitalist sein, heißt nicht nur eine rein persönliche, sondern eine
gesellschaftliche Stellung in der Produktion einzunehmen. Das Kapital ist ein
gemeinschaftliches Produkt und kann nur durch eine gemeinsame Tätigkeit vieler
Mitglieder, ja in letzter Instanz nur durch die gemeinsame Tätigkeit aller
Mitglieder der Gesellschaft in Bewegung gesetzt werden. Das Kapital ist also
keine persönliche, es ist eine gesellschaftliche Macht.
Wenn also das Kapital in ein gemeinschaftliches, allen Mitgliedern der
Gesellschaft angehöriges Eigentum verwandelt wird, so verwandelt sich nicht
persönliches Eigentum in gesellschaftliches. Nur der gesellschaftliche
Charakter des Eigentums verwandelt sich. Er verliert seinen Klassencharakter.
Kommen wir zur Lohnarbeit:
Der Durchschnittspreis der Lohnarbeit ist das Minimum des Arbeitslohnes, d. h.
die Summe der Lebensmittel, die notwendig sind, um den Arbeiter als Arbeiter am
Leben zu erhalten. Was also der Lohnarbeiter durch seine Tätigkeit sich
aneignet, reicht bloß dazu hin, um sein nacktes Leben wieder zu erzeugen. Wir
wollen diese persönliche Aneignung der Arbeitsprodukte zur Wiedererzeugung des
unmittelbaren Lebens keineswegs abschaffen, eine Aneignung, die keinen
Reinertrag übrigläßt, der Macht über fremde Arbeit geben könnte. Wir wollen nur
den elenden Charakter dieser Aneignung aufheben, worin der Arbeiter nur lebt,
um das Kapital zu vermehren, nur so weit lebt, wie es das Interesse der
herrschenden Klasse erheischt. In der bürgerlichen Gesellschaft ist die
lebendige Arbeit nur ein Mittel, die aufgehäufte Arbeit zu vermehren. In der
kommunistischen Gesellschaft ist die aufgehäufte Arbeit nur ein Mittel, um den
Lebensprozeß der Arbeiter zu erweitern, zu bereichern, zu befördern.
In der bürgerlichen Gesellschaft herrscht also die Vergangenheit über die
Gegenwart, in der kommunistischen die Gegenwart über die Vergangenheit. In der
bürgerlichen Gesellschaft ist das Kapital selbständig und persönlich, während
das tätige Individuum unselbständig und unpersönlich ist.
Und die Aufhebung dieses Verhältnisses nennt die Bourgeoisie Aufhebung der
Persönlichkeit und Freiheit! Und mit Recht. Es handelt sich allerdings um die
Aufhebung der Bourgeois-Persönlichkeit, -Selbständigkeit und -Freiheit.
Unter Freiheit versteht man innerhalb der jetzigen bürgerlichen
Produktionsverhältnisse den freien Handel, den freien Kauf und Verkauf.
Fällt aber der Schacher, so fällt auch der freie Schacher. Die Redewendungen vom
freien Schacher, wie alle übrigen Freiheitsbravaden unserer Bourgeoisie (#48),
haben überhaupt nur einen Sinn gegenüber dem gebundenen Schacher, gegenüber dem
geknechteten Bürger des Mittelalters, nicht aber gegenüber der kommunistischen
Aufhebung des Schachers, der bürgerlichen Produktionsverhältnisse und der
Bourgeoisie selbst.
Ihr entsetzt euch darüber, daß wir das Privateigentum aufheben wollen. Aber in
eurer bestehenden Gesellschaft ist das Privateigentum für neun Zehntel ihrer
Mitglieder aufgehoben, es existiert gerade dadurch, daß es für neun Zehntel
nicht existiert. Ihr werft uns also vor, daß wir ein Eigentum aufheben wollen,
welches die Eigentumslosigkeit der ungeheuren Mehrzahl der Gesellschaft als
notwendige Bedingung voraussetzt.
Ihr werft uns mit einem Worte vor, daß wir euer Eigentum aufheben wollen.
Allerdings, das wollen wir.
Von dem Augenblick an, wo die Arbeit nicht mehr in Kapital, Geld, Grundrente,
kurz, in eine monopolisierbare gesellschaftliche Macht verwandelt werden kann,
d. h. von dem Augenblick, wo das persönliche Eigentum nicht mehr in bürgerliches
umschlagen kann, von dem Augenblick an erklärt ihr, die Person sei aufgehoben.
Ihr gesteht also, daß ihr unter der Person niemanden anders versteht als den
Bourgeois, den bürgerlichen Eigentümer. Und diese Person soll allerdings
aufgehoben werden.
Der Kommunismus nimmt keinem die Macht, sich gesellschaftliche Produkte
anzueignen, er nimmt nur die Macht, sich durch diese Aneignung fremde Arbeit zu
unterjochen.
Man hat eingewendet, mit der Aufhebung des Privateigentums werde alle Tätigkeit
aufhören, und eine allgemeine Faulheit einreißen.
Hiernach müßte die bürgerliche Gesellschaft längst an der Trägheit zugrunde
gegangen sein; denn die in ihr arbeiten, erwerben nicht, und die in ihr
erwerben, arbeiten nicht. Das ganze Bedenken läuft auf die Tautologie hinaus,
daß es keine Lohnarbeit mehr gibt, sobald es kein Kapital mehr gibt.
Alle Einwürfe, die gegen die kommunistische Aneignungs- und Produktionsweise
der materiellen Produkte gerichtet werden, sind ebenso auf die Aneignung und
Produktion der geistigen Produkte ausgedehnt worden. Wie für den Bourgeois das
Aufhören des Klasseneigentums das Aufhören der Produktion selbst ist, so ist
für ihn das Aufhören der Klassenbildung identisch mit dem Aufhören der Bildung
überhaupt. Die Bildung, deren Verlust er bedauert, ist für die enorme Mehrzahl
die Heranbildung zur Maschine.
Aber streitet nicht mit uns, indem ihr an euren bürgerlichen Vorstellungen von
Freiheit, Bildung, Recht usw. die Abschaffung des bürgerlichen Eigentums meßt.
Eure Ideen selbst sind Erzeugnisse der bürgerlichen Produktions- und
Eigentumsverhältnisse, wie euer Recht nur der zum Gesetz erhobene Wille eurer
Klasse ist, ein Wille, dessen Inhalt gegeben ist in den materiellen
Lebensbedingungen eurer Klasse.
Die interessierte Vorstellung, worin ihr eure Produktions- und
Eigentumsverhältnisse aus geschichtlichen, in dem Lauf der Produktion
vorübergehenden Verhältnissen in ewige Natur- und Vernunftgesetze verwandelt,
teilt ihr mit allen untergegangenen herrschenden Klassen. Was ihr für das
antike Eigentum begreift, was ihr für das feudale Eigentum begreift, dürft ihr
nicht mehr begreifen für das bürgerliche Eigentum.-
Aufhebung der Familie! Selbst die Radikalsten ereifern sich über diese
schändliche Absicht der Kommunisten.
Worauf beruht die gegenwärtige, die bürgerliche Familie? Auf dem Kapital, auf
dem Privaterwerb. Vollständig entwickelt existiert sie nur für die Bourgeoisie;
aber sie findet ihre Ergänzung in der erzwungenen Familienlosigkeit der
Proletarier und der öffentlichen Prostitution.
Die Familie der (#49) Bourgeois fällt natürlich weg mit dem Wegfallen dieser
ihrer Ergänzung, und beide verschwinden mit dem Verschwinden des Kapitals.
Werft ihr uns vor, daß wir die Ausbeutung der Kinder durch ihre Eltern aufheben
wollen? Wir gestehen dieses Verbrechen ein.
Aber, sagt ihr, wir heben die trautesten Verhältnisse auf, indem wir an die
Stelle der häuslichen Erziehung die gesellschaftliche setzen.
Und ist nicht auch eure Erziehung durch die Gesellschaft bestimmt? Durch die
gesellschaftlichen Verhältnisse, innerhalb derer (#50) ihr erzieht, durch die
direktere oder indirektere Einmischung der Gesellschaft, vermittelst der Schule
usw.? Die Kommunisten erfinden nicht die Einwirkung der Gesellschaft auf die
Erziehung; sie verändern nur ihren Charakter, sie entreißen die Erziehung dem
Einfluß der herrschenden Klasse.
Die bürgerlichen Redewendungen über Familie und Erziehung, über das traute
Verhältnis von Eltern und Kindern werden um so ekelhafter, je mehr infolge der
großen Industrie alle Familienbande für die Proletarier zerrissen und die
Kinder in einfache Handelsartikel und Arbeitsinstrumente verwandelt werden.
Aber ihr Kommunisten wollt die Weibergemeinschaft einführen, schreit uns die
ganze Bourgeoisie im Chor entgegen.
Der Bourgeois sieht in seiner Frau ein bloßes Produktionsinstrument. Er hört,
daß die Produktionsinstrumente gemeinschaftlich ausgebeutet werden sollen, und
kann sich natürlich nichts anderes denken, als daß das Los der
Gemeinschaftlichkeit die Weiber gleichfalls treffen wird.
Er ahnt nicht, daß es sich eben darum handelt, die Stellung der Weiber als
bloßer Produktionsinstrumente aufzuheben.
Übrigens ist nichts lächerlicher als das hochmoralische Entsetzen unserer
Bourgeois über die angebliche offizielle Weibergemeinschaft der Kommunisten.
Die Kommunisten brauchen die Weibergemeinschaft nicht einzuführen, sie hat fast
immer existiert.
Unsre Bourgeois, nicht zufrieden damit, daß ihnen die Weiber und Töchter ihrer
Proletarier zur Verfügung stehen, von der offiziellen Prostitution gar nicht zu
sprechen, finden ein Hauptvergnügen darin, ihre Ehefrauen wechselseitig zu
verführen.
Die bürgerliche Ehe ist in Wirklichkeit die Gemeinschaft der Ehefrauen. Man
könnte höchstens den Kommunisten vorwerfen, daß sie an (#51) Stelle einer
heuchlerisch versteckten eine offizielle, offenherzige Weibergemeinschaft
einführen wollten (#52). Es versteht sich übrigens von selbst, daß mit Aufhebung
der jetzigen Produktionsverhältnisse auch die aus ihnen hervorgehende
Weibergemeinschaft, d. h. die offizielle und nichtoffizielle Prostitution,
verschwindet.
Den Kommunisten ist ferner vorgeworfen worden, sie wollten das Vaterland, die
Nationalität abschaffen. Die Arbeiter haben kein Vaterland. Man kann ihnen
nicht nehmen, was sie nicht haben. Indem das Proletariat zunächst sich die
politische Herrschaft erobern, sich zur nationalen Klasse (#53) erheben, sich
selbst als Nation konstituieren muß, ist es selbst noch national, wenn auch
keineswegs im Sinne der Bourgeoisie.
Die nationalen Absonderungen und Gegensätze der Völker verschwinden mehr und
mehr schon mit der Entwicklung der Bourgeoisie, mit der Handelsfreiheit, dem
Weltmarkt, der Gleichförmigkeit der industriellen Produktion und der ihr
entsprechenden Lebensverhältnisse.
Die Herrschaft des Proletariats wird sie noch mehr verschwinden machen.
Vereinigte Aktion, wenigstens der zivilisierten Länder, ist eine der ersten
Bedingungen seiner Befreiung.
In dem Maße, wie die Exploitation des einen Individuums durch das andere
aufgehoben wird, wird die Exploitation einer Nation durch die andere
aufgehoben. Mit dem Gegensatz der Klassen im Innern der Nation (#54) fällt die
feindliche Stellung der Nationen gegeneinander.
Die Anklagen gegen den Kommunismus, die von religiösen, philosophischen und
ideologischen Gesichtspunkten überhaupt erhoben werden, verdienen keine
ausführlichere Erörterung.
Bedarf es tiefer Einsicht, um zu begreifen, daß mit den Lebensverhältnissen der
Menschen, mit ihren gesellschaftlichen Beziehungen, mit ihrem
gesellschaftlichen Dasein, auch ihre Vorstellungen, Anschauungen und Begriffe,
mit einem Worte auch ihr Bewußtsein sich ändert?
Was beweist die Geschichte der Ideen anders, als daß die geistige Produktion
sich mit der materiellen umgestaltet? Die herrschenden Ideen einer Zeit waren
stets nur die Ideen der herrschenden Klasse.
Man spricht von Ideen, welche eine ganze Gesellschaft revolutionieren; man
spricht damit nur die Tatsache aus, daß sich innerhalb der alten Gesellschaft
die Elemente einer neuen gebildet haben, daß mit der Auflösung der alten
Lebensverhältnisse die Auflösung der alten Ideen gleichen Schritt hält.
Als die alte Welt im Untergehen begriffen war, wurden die alten Religionen von
der christlichen Religion besiegt. Als die christlichen Ideen im 18.
Jahrhundert den Aufklärungsideen unterlagen, rang die feudale Gesellschaft
ihren Todeskampf mit der damals revolutionären Bourgeoisie. Die Ideen der
Gewissens- und Religionsfreiheit sprachen nur die Herrschaft der freien
Konkurrenz auf dem Gebiete des Wissens (#55) aus.
"Aber", wird man sagen, "religiöse, moralische, philosophische, politische,
rechtliche Ideen usw. modifizieren sich allerdings im Lauf der geschichtlichen
Entwicklung. Die Religion, die Moral, die Philosophie, die Politik, das Recht
erhielten sich stets in diesem Wechsel. Es gibt zudem ewige Wahrheiten, wie
Freiheit, Gerechtigkeit usw., die allen gesellschaftlichen Zuständen gemeinsam
sind. Der Kommunismus aber schafft die ewigen Wahrheiten ab, er schafft die
Religion ab, die Moral, statt sie neu zu gestalten, er widerspricht also allen
bisherigen geschichtlichen Entwicklungen."
Worauf reduziert sich diese Anklage? Die Geschichte der ganzen bisherigen
Gesellschaft bewegte sich in Klassengegensätzen, die in den verschiedensten
Epochen verschieden gestaltet waren. Welche Form sie aber auch immer
angenommen, die Ausbeutung des einen Teils der Gesellschaft durch den andern
ist eine allen vergangenen Jahrhunderten gemeinsame Tatsache. Kein Wunder
daher, daß das gesellschaftliche Bewußtsein aller Jahrhunderte, aller
Mannigfaltigkeit und Verschiedenheit zum Trotz, in gewissen gemeinsamen Formen
sich bewegt, in (#56) Bewußtseinsformen, die nur mit dem gänzlichen Verschwinden
des Klassengegensatzes sich vollständig auflösen.
Die kommunistische Revolution ist das radikalste Brechen mit den überlieferten
Eigentumsverhältnissen; kein Wunder, daß in ihrem Entwicklungsgange am
radikalsten mit den überlieferten Ideen gebrochen wird.
Doch lassen wir die Einwürfe der Bourgeoisie gegen den Kommunismus. Wir sahen
schon oben, daß der erste Schritt in der Arbeiterrevolution die Erhebung des
Proletariats zur herrschenden Klasse, die Erkämpfung der Demokratie ist.
Das Proletariat wird seine politische Herrschaft dazu benutzen, der Bourgeoisie
nach und nach alles Kapital zu entreißen, alle Produktionsinstrumente in den
Händen des Staats, d. h. des als herrschende Klasse organisierten Proletariats,
zu zentralisieren und die Masse der Produktionskräfte möglichst rasch zu
vermehren.
Es kann dies natürlich zunächst nur geschehen vermittelst despotischer
Eingriffe in das Eigentumsrecht und in die bürgerlichen
Produktionsverhältnisse, durch Maßregeln also, die ökonomisch unzureichend und
unhaltbar erscheinen, die aber im Lauf der Bewegung über sich selbst
hinaustreiben und als Mittel zur Umwälzung der ganzen Produktionsweise
unvermeidlich sind. Diese Maßregeln werden natürlich je nach den verschiedenen
Ländern verschieden sein.
Für die fortgeschrittensten Länder werden jedoch die folgenden ziemlich
allgemein in Anwendung kommen können:
01. Expropriation des Grundeigentums und Verwendung der Grundrente zu
Staatsausgaben.
02. Starke Progressivsteuer.
03. Abschaffung des Erbrechts.
04. Konfiskation des Eigentums aller Emigranten und Rebellen.
05. Zentralisation des Kredits in den Händen des Staats durch eine Nationalbank
mit Staatskapital und ausschließlichem Monopol.
06. Zentralisation des (#57) Transportwesens in den Händen des Staats.
07. Vermehrung der Nationalfabriken, Produktionsinstrumente, Urbarmachung und
Verbesserung aller Ländereien nach einem gemeinschaftlichen Plan.
08. Gleicher Arbeitszwang für alle, Errichtung industrieller Armeen, besonders für den Ackerbau.
09. Vereinigung des Betriebs von Ackerbau und Industrie, Hinwirken auf die
allmähliche Beseitigung des Unterschieds (#58) von Stadt und Land.
10. Öffentliche und unentgeltliche Erziehung aller Kinder. Beseitigung der
Fabrikarbeit der Kinder in ihrer heutigen Form. Vereinigung der Erziehung mit
der materiellen Produktion usw. (#59).
Sind im Laufe der Entwicklung die Klassenunterschiede verschwunden und ist alle
Produktion in den Händen der assoziierten Individuen konzentriert, so verliert
die öffentliche Gewalt den politischen Charakter. Die politische Gewalt im
eigentlichen Sinne ist die organisierte Gewalt einer Klasse zur Unterdrückung
einer andern. Wenn das Proletariat im Kampfe gegen die Bourgeoisie sich
notwendig zur Klasse vereint, durch eine Revolution sich zur herrschenden
Klasse macht und als herrschende Klasse gewaltsam die alten
Produktionsverhältnisse aufhebt, so hebt es mit diesen Produktionsverhältnissen
die Existenzbedingungen des Klassengegensatzes, die (#60) Klassen überhaupt, und
damit seine eigene Herrschaft als Klasse auf.
An die Stelle der alten bürgerlichen Gesellschaft mit ihren Klassen und
Klassengegensätzen tritt eine Assoziation, worin die freie Entwicklung eines
jeden die freie Entwicklung aller ist.
III: Sozialistische und kommunistische Literatur
1. Der reaktionäre Sozialismus
1a) Der feudale Sozialismus
Die französische und englische Aristokratie war ihrer geschichtlichen Stellung
nach dazu berufen, Pamphlete gegen die moderne bürgerliche Gesellschaft zu
schreiben. In der französischen Junirevolution von 1830, in der englischen
Reformbewegung war sie noch einmal dem verhaßten Emporkömmling erlegen. Von
einem ernsten politischen Kampfe konnte nicht mehr die Rede sein. Nur der
literarische Kampf blieb ihr übrig. Aber auch auf dem Gebiete der Literatur
waren die alten Redewendungen der Restaurationszeit (#61) unmöglich geworden. Um
Sympathie zu erregen, mußte die Aristokratie scheinbar ihre Interessen aus dem
Auge (#62) verlieren und nur (#63) im Interesse der exploitierten Arbeiterklasse
ihren Anklageakt gegen die Bourgeoisie formulieren. Sie bereitete so die
Genugtuung vor, Schmählieder auf ihren neuen Herrscher zu singen und mehr oder
minder unheilschwangere Prophezeiungen ihm ins Ohr raunen zu dürfen.
Auf diese Art entstand der feudalistische Sozialismus, halb Klagelied, halb
Pasquill, halb Rückhall der Vergangenheit, halb Dräuen der Zukunft, mitunter
die Bourgeoisie ins Herz treffend durch bitteres, geistreich zerreißendes
Urteil, stets komisch wirkend durch gänzliche Unfähigkeit, den Gang der
modernen Geschichte zu begreifen.
Den proletarischen Bettelsack (#64) schwenkten sie als Fahne in der Hand, um das
Volk hinter sich her zu versammeln. Sooft es ihnen aber folgte, erblickte es
auf ihrem Hintern die alten feudalen Wappen und verlief sich mit lautem und
unehrerbietigem Gelächter.
Ein Teil der französischen Legitimisten (#65) und das Junge England (#66) gaben
dies Schauspiel zum besten.
Wenn die Feudalen beweisen, daß ihre Weise der Ausbeutung anders gestaltet war
als die bürgerliche Ausbeutung, so vergessen sie nur, daß sie unter gänzlich
verschiedenen und jetzt überlebten Umständen und Bedingungen ausbeuteten. Wenn
sie nachweisen, daß unter ihrer Herrschaft nicht das moderne Proletariat
existiert hat, so vergessen sie nur, daß eben die moderne Bourgeoisie ein
notwendiger Sprößling ihrer Gesellschaftsordnung war.
Übrigens verheimlichen sie den reaktionären Charakter ihrer Kritik so wenig,
daß ihre Hauptanklage gegen die Bourgeoisie eben darin besteht, unter ihrem
Regime entwickle sich eine Klasse, welche die ganze alte Gesellschaftsordnung
in die Luft sprengen werde.
Sie werfen der Bourgeoisie mehr noch vor, daß sie ein revolutionäres
Proletariat, als daß sie überhaupt ein Proletariat erzeugt.
In der politischen Praxis nehmen sie daher an allen Gewaltmaßregeln gegen die
Arbeiterklasse teil, und im gewöhnlichen Leben bequemen sie sich, allen ihren
aufgeblähten Redewendungen zum Trotz die goldnen Äpfel (#67) aufzulesen und Treue,
Liebe, Ehre mit dem Schacher in Schafswolle, Runkelrüben und Schnaps zu
vertauschen (#68).
Wie der Pfaffe immer Hand in Hand ging mit dem Feudalen, so der pfäffische
Sozialismus mit dem feudalistischen.
Nichts leichter, als dem christlichen Asketismus einen sozialistischen Anstrich
zu geben. Hat das Christentum nicht auch gegen das Privateigentum, gegen die
Ehe, gegen die Staat geeifert? Hat es nicht die Wohltätigkeit und den Bettel,
das Zölibat und die Fleischesertötung, das Zellenleben und die Kirche an ihrer
(#69) Stelle gepredigt? Der christliche (#70) Sozialismus ist nur das Weihwasser,
womit der Pfaffe den Ärger des Aristokraten einsegnet.
1b) Kleinbürgerlicher Sozialismus
Die feudale Aristokratie ist nicht die einzige Klasse, welche durch die
Bourgeoisie gestürzt wurde, deren Lebensbedingungen in der modernen
bürgerlichen Gesellschaft verkümmerten und abstarben. Das mittelalterliche
Pfahlbürgertum und der kleine Bauernstand waren die Vorläufer der modernen
Bourgeoisie. In den weniger industriell und kommerziell entwickelten Ländern
vegetiert diese Klasse noch fort neben der aufkommenden Bourgeoisie.
In den Ländern, wo sich die moderne Zivilisation entwickelt hat, hat sich eine
neue Kleinbürgerschaft gebildet, die zwischen dem Proletariat und der
Bourgeoisie schwebt und als ergänzender Teil der bürgerlichen Gesellschaft
stets von neuem sich bildet, deren Mitglieder aber beständig durch die
Konkurrenz ins Proletariat hinabgeschleudert werden, ja selbst mit der
Entwicklung der großen Industrie einen Zeitpunkt herannahen sehen, wo sie als
selbständiger Teil der modernen Gesellschaft gänzlich verschwinden und im
Handel, in der Manufaktur, in der Agrikultur durch Arbeitsaufseher und
Domestiken ersetzt werden.
In Ländern wie Frankreich, wo die Bauernklasse weit mehr als die Hälfte der
Bevölkerung ausmacht, war es natürlich, daß Schriftsteller, die für das
Proletariat gegen die Bourgeoisie auftraten, an ihre Kritik des
Bourgeoisregimes den kleinbürgerlichen und kleinbäuerlichen Maßstab anlegten
und die Partei der Arbeiter vom Standpunkt des Kleinbürgertums ergriffen. Es
bildete sich so der kleinbürgerliche Sozialismus. Sismondi ist das Haupt dieser
Literatur nicht nur für Frankreich, sondern auch für England.
Dieser Sozialismus zergliederte höchst scharfsinnig die Widersprüche in den
modernen Produktionsverhältnissen. Er enthüllte die gleisnerischen
Beschönigungen der Ökonomen. Er wies unwiderleglich die zerstörenden Wirkungen
der Maschinerie und der Teilung der Arbeit nach, die Konzentration der
Kapitalien und des Grundbesitzes, die Überproduktion, die Krisen, den
notwendigen Untergang der kleinen Bürger und Bauern, das Elend des
Proletariats, die Anarchie in der Produktion, die schreienden Mißverhältnisse
in der Verteilung des Reichtums, den industriellen Vernichtungskrieg der
Nationen untereinander, die Auflösung der alten Sitten, der alten
Familienverhältnisse, der alten Nationalitäten.
Seinem posititiven Gehalte nach will jedoch dieser Sozialismus entweder die
alten Produktions- und Verkehrsmittel wiederherstellen und mit ihnen die alten
Eigentumsverhältnisse und die alte Gesellschaft, oder er will die modernen
Produktions- und Verkehrsmittel in den Rahmen der alten Eigentumsverhältnisse,
die von ihnen gesprengt wurden, gesprengt werden mußten, gewaltsam wieder
einsperren. In beiden Fällen ist er reaktionär und utopisch zugleich.
Zunftwesen in der Manufaktur und patriarchalische Wirtschaft auf dem Lande, das
sind seine letzten Worte.
In ihrer weiteren Entwicklung hat sich diese Richtung in einen feigen
Katzenjammer verlaufen (#71).
1c) Der deutsche oder "wahre" Sozialismus
Die sozialistische und kommunistische Literatur Frankreichs, die unter dem
Druck einer herrschenden Bourgeoisie entstand und der literarische Ausdruck des
Kampfes gegen diese Herrschaft ist, wurde nach Deutschland eingeführt zu einer
Zeit, wo die Bourgeoisie soeben ihren Kampf gegen den feudalen Absolutismus
begann.
Deutsche Philosophen, Halbphilosophen und Schöngeister bemächtigten sich gierig
dieser Literatur und vergaßen nur, daß bei der Einwanderung jener Schriften aus
Frankreich die französischen Lebensverhältnisse nicht gleichzeitig nach
Deutschland eingewandert waren. Den deutschen Verhältnissen gegenüber verlor
die französische Literatur alle unmittelbar praktische Bedeutung und nahm ein
rein literarisches Aussehen an. Als müßige Spekulation (#72) über die
Verwirklichung des menschlichen Wesens mußte sie erscheinen. So hatten für die
deutschen Philosophen des 18. Jahrhunderts die Forderungen der ersten
französischen Revolution nur den Sinn, Forderungen der "praktischen Vernunft"
im allgemeinen zu sein, und die Willensäußerungen der französischen Bourgeoisie
bedeuteten in ihren Augen die Gesetze des reinen Willens, des Willens, wie er
sein muß, des wahrhaft menschlichen Willens. Die ausschließliche Arbeit der
deutschen Literaten bestand darin, die neuen französischen Ideen mit ihrem
alten philosophischen Gewissen in Einklang zu setzen oder vielmehr von ihrem
philosophischen Standpunkte aus die französischen Ideen sich anzueignen. Diese
Aneignung geschah in derselben Weise, wodurch man sich überhaupt eine fremde
Sache aneignet, durch die Übersetzung.
Es ist bekannt, wie die Mönche Manuskripte, worauf die klassischen Werke der
alten Heidenzeit verzeichnet waren, mit abgeschmackten katholischen
Heiligengeschichten überschrieben. Die deutschen Literaten gingen umgekehrt mit
der profanen französischen Literatur um. Sie schrieben ihren philosophischen
Unsinn hinter das französische Original. z. B. hinter die französische Kritik
der Geldverhältnisse schrieben sie "Entäußerung des menschlichen Wesens",
hinter die französische Kritik des Bourgeoisstaates schrieben sie "Aufhebung
der Herrschaft des abstrakten Allgemeinen" usw.
Die (#73) Unterschiebung dieser (#74) philosophischen Redewendungen unter die
französischen Entwicklungen tauften sie "Philosophie der Tat", "wahrer
Sozialismus", "deutsche Wissenschaft des Sozialismus", usw.
Die französische sozialistisch-kommunistische Literatur wurde so förmlich
entmannt. Und da sie in der Hand des Deutschen aufhörte, den Kampf einer Klasse
gegen die andre auszudrücken, so war der Deutsche sich bewußt, die
"französische Einseitigkeit" überwunden, statt wahrer Bedürfnisse das Bedürfnis
der Wahrheit und statt der Interessen des Proletariers die Interessen des
menschlichen Wesens, des Menschen überhaupt vertreten zu haben, des Menschen,
der keiner Klasse, der überhaupt nicht der Wirklichkeit, der nur dem
Dunsthimmel der philosophischen Phantasie angehört.
Dieser deutsche Sozialismus, der seine unbeholfenen Schulübungen so ernst und
feierlich nahm und so marktschreierisch ausposaunte, verlor indes nach und nach
seine pedantische Unschuld. Der Kampf der deutschen, namentlich der preußischen
Bourgeoisie gegen die Feudalen und das absolute Königtum, mit einem Wort, die
liberale Bewegung wurde ernsthafter.
Dem "wahren" Sozialismus war so erwünschte Gelegenheit geboten, der politischen
Bewegung die sozialistische Forderung gegenüberzustellen, die überlieferten
Anatheme (#75) gegen den Liberalismus, gegen den Repräsentativstaat, gegen die
bürgerliche Konkurrenz, bürgerliche Preßfreiheit, bürgerliches Recht,
bürgerliche Freiheit und Gleichheit zu schleudern und der Volksmasse
vorzupredigen, wie sie bei dieser bürgerlichen Bewegung nichts zu gewinnen,
vielmehr alles zu verlieren habe. Der deutsche Sozialismus vergaß rechtzeitig,
daß die französische Kritik, deren geistloses Echo er war, die moderne
bürgerliche Gesellschaft mit den entsprechenden materiellen Lebensbedingungen
und der angemessenen politischen Konstitution vorausgesetzt (#76), lauter
Voraussetzungen, um deren Erkämpfung es sich erst in Deutschland handelte.
Er diente den deutschen absoluten Regierungen mit ihrem Gefolge von Pfaffen,
Schulmeistern, Krautjunkern und Bürokraten als erwünschte Vogelscheuche gegen
die drohend aufstrebende Bourgeoisie.
Er bildete die süßliche Ergänzung zu den bitteren Peitschenhieben und
Flintenkugeln, womit dieselben Regierungen die deutschen Arbeiteraufstände
bearbeiteten.
Ward der "wahre" Sozialismus dergestalt eine Waffe in der Hand der Regierungen
gegen die deutsche Bourgeoisie, so vertrat er auch unmittelbar ein reaktionäres
Interesse, das Interesse der deutschen Pfahlbürgerschaft (#77). In Deutschland
bildet das vom 16. Jahrhundert her überlieferte und seit der Zeit in
verschiedener Form hier immer neu wieder auftauchende Kleinbürgertum die
eigentliche Grundlage der bestehenden Zustände.
Seine Erhaltung ist die Erhaltung der bestehenden deutschen Zustände. Von der
industriellen und politischen Herrschaft der Bourgeoisie fürchtet es den
sichern Untergang, einerseits infolge der Konzentration des Kapitals,
andrerseits durch das Aufkommen eines revolutionären Proletariats. Der "wahre"
Sozialismus schien ihm beide Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Er
verbreitete sich wie eine Epidemie.
Das Gewand, gewirkt aus spekulativem Spinnweb, überstickt mit schöngeistigen
Redeblumen, durchtränkt von liebesschwülem Gemütstau, dies überschwengliche
Gewand, worin die deutschen Sozialisten ihre paar knöchernen "ewigen
Wahrheiten" einhüllten, vermehrte nur den Absatz ihrer Ware bei diesem
Publikum. Seinerseits erkannte der deutsche Sozialismus immer mehr seinen
Beruf, der hochtrabende Vertreter dieser Pfahlbürgerschaft zu sein.
Er proklamierte die deutsche Nation als die normale Nation und den deutschen
Spießbürger (#78) als den Normalmenschen. Er gab jeder Niederträchtigkeit
desselben einen verborgenen, höheren, sozialistischen Sinn, worin sie ihr
Gegenteil bedeutete. Er zog die letzte Konsequenz, indem er direkt gegen die
"rohdestruktive" Richtung des Kommunismus auftrat und seine unparteiische
Erhabenheit über alle Klassenkämpfe verkündete. Mit sehr wenigen Ausnahmen
gehört alles, was in Deutschland von angeblich sozialistischen und
kommunistischen Schriften zirkuliert, in den Bereich dieser schmutzigen,
entnervenden Literatur (#79).
2. Der konservative oder Bourgeoissozialismus
Ein Teil der Bourgeoisie wünscht den sozialen Mißständen abzuhelfen, um den
Bestand der bürgerlichen Gesellschaft zu sichern.
Es gehören hierher: Ökonomisten, Philantrophen, Humanitäre, Verbesserer der
Lage der arbeitenden Klassen, Wohltätigkeitsorganisierer, Abschaffer der
Tierquälerei, Mäßigkeitsvereinsstifter, Winkelreformer der buntscheckigsten
Art. Und auch zu ganzen Systemen ist dieser Bourgeoissozialismus ausgearbeitet
worden.
Als Beispiel führen wir Proudhons "Philosophie de la misAere" an.
Die sozialistischen Bourgeois wollen die Lebensbedingungen der modernen
Gesellschaft ohne die notwendig daraus hervor gehenden Kämpfe und Gefahren. Sie
wollen die bestehende Gesellschaft mit Abzug der sie revolutionierenden und sie
auflösenden Elemente. Sie wollen die Bourgeoisie ohne das Proletariat. Die
Bourgeoisie stellt sich die Welt, worin sie herrscht, natürlich als die beste
Welt vor. Der Bourgeoissozialismus arbeitet diese tröstliche Vorstellung zu
einem halben oder ganzen System aus. Wenn er das Proletariat auffordert, seine
Systeme zu verwirklichen und (#80) in das neue Jerusalem einzugehen, so verlangt
er im Grunde nur, daß es in der jetzigen Gesellschaft stehenbleibe, aber seine
gehässigen Vorstellungen von derselben abstreife.
Eine zweite, weniger systematische, nur (#81) mehr praktische Form dieses
Sozialismus suchte der Arbeiterklasse jede revolutionäre Bewegung zu verleiden,
durch den Nachweis, wie nicht diese oder jene politische Veränderung, sondern
nur eine Veränderung der materiellen Lebensverhältnisse, der ökonomischen
Verhältnisse ihr von Nutzen sein könne. Unter Veränderung der materiellen
Lebensverhältnisse versteht dieser Sozialismus aber keineswegs Abschaffung der
bürgerlichen Produktionsverhältnisse, die nur auf revolutionärem Wege möglich
ist, sondern administrative Verbesserungen, die auf dem Boden dieser
Produktionsverhältnisse vor sich gehen, also an dem Verhältnis von Kapital und
Lohnarbeit nichts ändern, sondern im besten Fall der Bourgeoisie die Kosten
ihrer Herrschaft vermindern und ihren Staatshaushalt vereinfachen.
Seinen entsprechenden Ausdruck erreicht der Bourgeoisiesozialismus erst da, wo
er zur bloßen rednerischen Figur wird.
Freier Handel! im Interesse der arbeitenden Klasse; Schutzzölle! im Interesse
der arbeitenden Klasse; Zellengefängnisse! im Interesse der arbeitenden Klasse;
das ist das letzte, das einzige ernstgemeinte Wort des Bourgeoisiesozialismus.
Der Sozialismus der Bourgeoisie (#82) besteht eben in der Behauptung, daß die
Bourgeois Bourgeois sind - im Interesse der arbeitenden Klasse.
3. Der kritisch-utopistische Sozialismus oder Kommunismus
Wir reden hier nicht von der Literatur, die in allen großen modernen
Revolutionen die Forderungen des Proletariats aussprach. (Schriften Babeufs
etc.)
Die ersten Versuche des Proletariats, in einer Zeit allgemeiner Aufregung, in
der Periode des Umsturzes der feudalen Gesellschaft direkt sein eigenes
Klasseninteresse durchzusetzen, scheiterten notwendig an der unentwickelten
Gestalt des Proletariats selbst wie an dem Mangel der materiellen Bedingungen
seiner Befreiung, die eben erst das Produkt der bürgerliche Epoche sind. Die
revolutionäre Literatur, welche diese ersten Bewegungen des Proletariats
begleitete, ist dem Inhalt nach notwendig reaktionär. Sie lehrt einen
allgemeinen Asketismus und eine rohe Gleichmacherei.
Die eigentlich sozialistischen und kommunistischen Systeme, die Systeme
St.-Simons, Fouriers, Owens usw., tauchen auf in der ersten, unentwickelten
Periode des Kampfes zwischen Proletariat und Bourgeoisie, die wir oben
dargestellt haben. (Siehe Bourgeoisie und Proletariat.)
Die Erfinder dieser Systeme sehen zwar den Gegensatz der Klassen wie die
Wirksamkeit der auflösenden Elemente in der herrschenden Gesellschaft selbst.
Aber sie erblicken auf der Seite des Proletariats keine geschichtliche
Selbsttätigkeit, keine ihm eigentümliche politische Bewegung.
Da die Entwicklung des Klassengegensatzes gleichen Schritt hält mit der
Entwicklung der Industrie, finden sie ebensowenig die materiellen Bedingungen
zur Befreiung des Proletariats vor und suchen nach einer sozialen Wissenschaft,
nach sozialen Gesetzen, um diese Bedingungen zu schaffen. An die Stelle der
gesellschaftlichen Tätigkeit muß ihre persönlich erfinderische Tätigkeit
treten, an die Stelle der geschichtlichen Bedingungen der Befreiung
phantastische, an die Stelle der allmählich vor sich gehenden Organisation des
Proletariats zur Klasse eine eigens ausgeheckte Organisation der Gesellschaft.
Die kommende Weltgeschichte löst sich für sie auf in die Propaganda und die
praktische Ausführung ihrer Gesellschaftspläne. Sie sind sich zwar bewußt, in
ihren Plänen hauptsächlich das Interesse der arbeitenden Klasse als der
leidendsten Klasse zu vertreten. Nur unter diesem Gesichtspunkt der leidendsten
Klasse existiert das Proletariat für sie.
Die unentwickelte Form des Klassenkampfes wie ihre eigene Lebenslage bringen es
aber mit sich, daß sie weit über jenen Klassengegensatz erhaben zu sein
glauben. Sie wollen die Lebenslage aller Gesellschaftsglieder, auch der
bestgestellten, verbessern. Sie appellieren daher fortwährend an die ganze
Gesellschaft ohne Unterschied, ja vorzugsweise an die herrschende Klasse. Man
braucht ihr System ja nur zu verstehen, um es als den bestmöglichen Plan der
bestmöglichen Gesellschaft anzuerkennen.
Sie verwerfen daher alle politische, namentlich alle revolutionäre Aktion, sie
wollen ihr Ziel auf friedlichem Wege erreichen und versuchen, durch kleine,
natürlich fehlschlagende Experimente, durch die Macht des Beispiels dem neuen
gesellschaftlichen Evangelium Bahn zu brechen.
Die (#83) phantastische Schilderung der zukünftigen Gesellschaft entspringt (#84)
in einer Zeit, wo das Proletariat noch höchst unentwickelt ist, also selbst
noch phantastisch seine eigene Stellung auffaßt, seinem ersten ahnungsvollen
Drängen nach einer allgemeinen Umgestaltung der Gesellschaft.
Die sozialistischen und kommunistischen Schriften bestehen aber auch aus
kritischen Elementen. Sie greifen alle Grundlagen der bestehenden Gesellschaft
an. Sie haben daher höchst wertvolles Material zur Aufklärung der Arbeiter
geliefert. Ihre positiven Sätze über die zukünftige Gesellschaft, z. B.
Aufhebung des Gegensatzes zwischen (#85) Stadt und Land, der Familie, des
Privaterwerbs, der Lohnarbeit, die Verkündigung der gesellschaftlichen
Harmonie, die Verwandlung des Staates in eine bloße Verwaltung der Produktion -
alle diese ihre Sätze drücken bloß das Wegfallen des Klassengegensatzes aus,
der eben erst sich zu entwickeln beginnt, den sie nur noch in seiner ersten
gestaltlosen Unbestimmtheit kennen. Diese Sätze selbst haben daher noch einen
rein utopistischen Sinn.
Die Bedeutung des kritisch-utopistischen Sozialismus oder Kommunismus steht im
umgekehrten Verhältnis zur geschichtlichen Entwicklung. In demselben Maße,
worin der Klassenkampf sich entwickelt und gestaltet, verliert diese
phantastische Erhebung über denselben, diese phantastische Bekämpfung desselben
allen praktischen Wert, alle theoretische Berechtigung. Waren daher die Urheber
dieser Systeme auch in vieler Beziehung revolutionär, so bilden ihre Schüler
jedesmal reaktionäre Sekten. Sie halten die alten Anschauungen der Meister fest
gegenüber der geschichtlichen Fortentwicklung des Proletariats. Sie suchen
daher konsequent den Klassenkampf wieder abzustumpfen und die Gegensätze zu
vermitteln. Sie träumen noch immer die versuchsweise Verwirklichung ihrer
gesellschaftlichen Utopien, Stiftung einzelner Phalanstere, Gründung von
Home-Kolonien, Errichtung eines kleinen Ikariens (#86) - Duodezausgabe des neuen
Jerusalems -, und zum Aufbau aller dieser spanischen Schlösser müssen sie an
die Philanthropie (#87) der bürgerlichen Herzen und Geldsäcke appellieren.
Allmählich fallen sie in die Kategorie der oben geschilderten reaktionären oder
konservativen Sozialisten und unterscheiden sich nur noch (#88) von ihnen durch
mehr systematische Pedanterie, durch den fanatischen Aberglauben an die
Wunderwirkungen ihrer sozialen Wissenschaft. Sie treten daher mit Erbitterung
aller politischen Bewegung der Arbeiter entgegen, die nur aus blindem Unglauben
an das neue Evangelium hervorgehen konnte.
Die Owenisten in England, die Fourieristen in Frankreich reagieren dort gegen
die Chartisten, hier gegen die Reformisten (#89).
IV:
Stellung der Kommunisten zu den verschiedenen
oppositionellen Parteien
Nach Abschnitt II versteht sich das Verhältnis der Kommunisten zu den bereits
konstituierten Arbeiterparteien von selbst, also ihr Verhältnis zu den
Chartisten in England und den agrarischen Reformern in Nordamerika.
Sie kämpfen für die Erreichung der unmittelbar vorliegenden Zwecke und
Interessen der Arbeiterklasse, aber sie vertreten in der gegenwärtigen Bewegung
zugleich die Zukunft der Bewegung. In Frankreich schließen sich die Kommunisten
an die sozial-demokratische Partei (#90) an gegen die konservative und radikale
Bourgeoisie, ohne darum das Recht aufzugeben, sich kritisch zu den aus der
revolutionären Überlieferung herrührenden Phrasen und Illusionen zu verhalten.
In der Schweiz unterstützen sie die Radikalen, ohne zu verkennen, daß diese
Partei aus widersprechenden Elementen besteht, teils aus demokratischen
Sozialisten im französischen Sinn, teils aus radikalen Bourgeois.
Unter den Polen unterstützen die Kommunisten die Partei, welche eine agrarische
Revolution zur Bedingung der nationalen Befreiung macht, dieselbe Partei,
welche die Krakauer Insurrektion von 1846 (#91) ins Leben rief.
In Deutschland kämpft die Kommunistische Partei, sobald die Bourgeoisie
revolutionär auftritt, gemeinsam mit der Bourgeoisie gegen die absolute
Monarchie, das feudale Grundeigentum und die Kleinbürgerei.
Sie unterläßt aber keinen Augenblick, bei den Arbeitern ein möglichst klares
Bewußtsein über den feindlichen Gegensatz zwischen (#92) Bourgeoisie und
Proletariat herauszuarbeiten, damit die deutschen Arbeiter sogleich die
gesellschaftlichen und politischen Bedingungen, welche die Bourgeoisie mit
ihrer Herrschaft herbeiführen muß, als ebenso viele Waffen gegen die
Bourgeoisie kehren können, damit, nach dem Sturz der reaktionären Klassen in
Deutschland, sofort der Kampf gegen die Bourgeoisie selbst beginnt. Auf
Deutschland richten die Kommunisten ihre Hauptaufmerksamkeit, weil Deutschland
am Vorabend einer bürgerlichen Revolution steht und weil es diese Umwälzung
unter fortgeschrittneren Bedingungen der europäischen Zivilisation überhaupt
und mit einem viel weiter entwickelten Proletariat vollbringt als England im
17. und Frankreich im 18. Jahrhundert, die deutsche bürgerliche Revolution also
nur das unmittelbare Vorspiel einer proletarischen Revolution sein kann.
Mit einem Wort, die Kommunisten unterstützen überall jede revolutionäre
Bewegung gegen die bestehenden gesellschaftlichen und politischen Zustände.
In allen diesen Bewegungen heben sie die Eigentumsfrage, welche mehr oder
minder entwickelte Form sie auch angenommen haben möge, als die Grundfrage der
Bewegung hervor. Die Kommunisten arbeiten endlich überall an der Verbindung und
Verständigung der demokratischen Parteien aller Länder.
Die Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Absichten zu verheimlichen.
Sie erklären es offen, daß ihre Zwecke nur erreicht werden können durch den
gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung. Mögen die
herrschenden Klassen vor einer kommunistischen Revolution zittern. Die
Proletarier haben nichts in ihr zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine
Welt zu gewinnen.
Proletarier aller Länder, vereinigt euch!
Fußnoten:
#01
Das "Manifest der Kommunistischen Partei" ist eines der bedeutsamsten
programmatischen Dokumente des wissenschaftlichen Kommunismus. "Dieses kleine
Büchlein wiegt ganze Bände auf. Sein Geist beseelt und bewegt bis heute das
gesamte organisierte und kämpfende Proletariat in der zivilisierten Welt"
(Lenin).
Das von Karl Marx und Friedrich Engels als Programm des Bundes der Kommunisten
verfaßte "Manifest der Kommunistischen Partei" erschien erstmalig im Februar
1848 in London in einer 23 Seiten umfassenden Ausgabe. Von März bis Juli 1848
erfolgte sein Abdruck in der "Deutschen Londoner Zeitung", dem demokratischen
Organ deutscher Emigranten. Noch im gleichen Jahr wurde es in London als
30seitige Broschüre nachgedruckt, worin einige Druckfehler der ersten Ausgabe
beseitigt und die Zeichensetzung verbessert waren. Diese Ausgabe legten Marx
und Engels den späteren autorisierten Ausgaben zugrunde. Im Jahre 1848 wurde
das "Manifest" außerdem in einige europäische Sprachen übersetzt (ins
Französische, Polnische, Italienische, Dänische, Flämische und Schwedische). In
den Ausgaben des Jahres 1848 wurden die Verfasser des "Manifests" nicht
namentlich erwähnt; dies geschah erstmalig in der redaktionellen Vorbemerkung ,
die G.J. Harney zu der in dem Chartistenblatt "Red Republican" 1850
abgedruckten ersten englischen Übersetzung schrieb.
Alle Vorworte finden sich in Band 4, Seite 573-590.
#02
Unter Bourgeoisie wird die Klasse der modernen Kapitalisten verstanden, die
Besitzer der gesellschaftlichen Produktionsmittel sind und Lohnarbeit
ausnutzen.
Unter Proletariat die Klasse der modernen Lohnarbeiter, die, da sie keine
eigenen Produktionsmittel besitzen, darauf angewiesen sind, ihre Arbeitskraft
zu verkaufen, um leben zu können. (Anmerkung von Engels zur englischen Ausgabe
von 1888.)
#03
Das heißt, genau gesprochen, die schriftlich überlieferte Geschichte. 1847
war die Vorgeschichte der Gesellschaft, die gesellschaftliche Organisation, die
aller niedergeschriebenen Geschichte vorausging, noch so gut wie unbekannt.
Seitdem hat Haxthausen das Gemeineigentum am Boden in Rußland entdeckt, Maurer
hat es nachgewiesen als die gesellschaftliche Grundlage, wovon alle deutschen
Stämme geschichtlich ausgingen, und allmählich fand man, daß Dorfgemeinden mit
gemeinsamem Bodenbesitz die Urform der Gesellschaft waren von Indien bis
Irland. Schließlich wurde die innere Organisation dieser urwüchsigen
kommunistischen Gesellschaft in ihrer typischen Form bloßgelegt durch Morgans
krönende Entdeckung der wahren Natur der Gens und ihrer Stellung im Stamm. Mit
der Auflösung dieser ursprünglichen Gemeinwesen beginnt die Spaltung der
Gesellschaft in besondre und schließlich einander entgegengesetzte Klassen. Ich
habe versucht, diesen Auflösungsprozeß in "Der Ursprung der Familie, des
Privateigenthums und des Staates" zu verfolgen; 2. Auflage, Stuttgart 1886.
(Anmerkung von Engels zur englischen Ausgabe von 1888.)
#04
1848, 1872, 1883: den neuen
#05
1888 eingefügt: dieser Klasse
#06
1848, 1872: Assoziationen
#07
"Kommune" nannten sich die in Frankreich
entstehenden Städte, sogar bevor
sie ihren feudalen Herrn und Meistern lokale Selbstverwaltung und politische
Rechte als "Dritter Stand" abzuringen vermochten. Allgemein gesprochen haben
wir hier als typisches Land für die ökonomische Entwicklung der Bourgeoisie
England, für ihre politische Entwicklung Frankreich angeführt. (Anmerkung von
Engels zur englischen Ausgabe von 1888.)
So nannten die Städtebürger Italiens und Frankreichs ihr städtisches
Gemeinwesen, nachdem sie die ersten Selbstverwaltungsrechte ihren Feudalherren
abgekauft oder abgezwungen hatten. (Anmerkung von Engels zur deutschen Ausgabe
von 1890.)
#08
1888 eingefügt: (wie in Italien und Deutschland)
#09
1888 eingefügt: (wie in Frankreich)
#10
1848 eingefügt: und
#11
1848, 1872, 1883: früheren
#12
1848: die
#13
(Douane: franz. für Zollamt.)
#14
1848: welch früheres
#15
1848: aber
#16
1848 eingefügt: noch
#17
1848 eingefügt: sogar
#18
1848: Verwüstungskrieg
#19
1848 eingefügt: der bürgerlichen Zivilisation und
#20
1848, 1872: der alten
#21
1848: den
#22
In späteren Werken verwandten Marx und Engels an Stelle der Begriffe "Wert
der Arbeit" und "Preis der Arbeit" die von Marx eingeführten genaueren Begriffe
"Wert der Arbeitskraft" und "Preis der Arbeitskraft".
#23
1888: Last
#24
1848: dem
#25
1848, 1872, 1883 eingefügt: letzten
#26
1848 eingefügt: und Kinder
#27
1848, 1872, 1883: Pfandverleiher
#28
1848 eingefügt: sich
#29
1888 eingefügt: (Trade-Unions)
#30
(franz. für Aufruhr)
#31
1848, 1872, 1883: aber ist
#32
(franz.: le vice - der Fehler; viciAe - verbraucht, schlecht)
#33
1888 eingefügt: politischen und allgemeinen
#34
1888: Aufklärungs- und Fortschrittselemente
#35
1848, 1872, 1883 eingefügt: denn
#36
1848, 1872, 1883: bisherige Privatsicherheit
#37
(lt Duden: Massenarmut)
#38
1848, 1872, 1883: rascher
#39
1848, 1872, 1883: wesentlichste
#40
1848, 1872: weggezogen
#41
1848, 1872: ihre
#42
1888: sektiererischen
#43
1848, 1872, 1883: einerseits sie
#44
1872, 1883: dem
#45
1848, 1872, 1883 eingefügt: die
#46
1888: Mehrheit
#47
1888: Minderheit
#48
1848: Bourgeois
#49
1848: des
#50
1848: deren
#51
1848, 1872 eingefügt: der
#52
1848: wollen
#53
1888: zur führenden Klasse der Nation
#54
1848: Nationen
#55
1848: Gewissens
#56
1848, 1872, 1883: Formen
#57
1848: alles
#58
1848: Gegensatzes
#59
1848, 1872, 1883: usw., usw.
#60
1848: der
#61
Gemeint ist nicht die englische Restaurationszeit 1660-1689, sondern die
französische Restaurationszeit 1814-1830. (Anmerkung von Engels zur englischen
Ausgabe von 1888.)
#62
1848, 1872, 1883: den Augen
#63
1848 eingefügt: noch
#64
1848, 1872: Bettlersack
#65
Legitimisten - Anhänger der 1830 gestürzten Dynastie der Bourbonen; sie
vertraten die Interessen des erblichen Großgrundbesitzes. Im Kampf gegen die
herrschende Dynastie der OrlAeans, die sich auf Finanzaristokratie und
Großbourgeoisie stützte, griff ein Teil der Legitimisten nicht selten zur
sozialen Demagogie und gebärdete sich als Beschützer der Werktätigen vor der
Ausbeutung durch die Bourgeoisie.
#66
Junges England (Young England) - Gruppe englischer Politiker und Literaten,
die der Tory-Partei angehörten; diese Gruppe bildete sich Anfang der vierziger
Jahre des 19. Jahrhunderts. Die Vertreter des Jungen Englands, die die
Unzufriedenheit der Grundaristokratie mit der zunehmenden wirtschaftlichen und
politischen Macht der Bourgeoisie zum Ausdruck brachten, nahmen zu
demagogischen Mitteln Zuflucht, um die Arbeiterklasse unter ihren Einfluß zu
bekommen und sie für den Kampf gegen die Bourgeoisie auszunützen. Namhafte
Vertreter des Jungen Englands waren Disraeli, Thomas Carlyle und andere.
#67
1888 eingefügt: Äpfel, die vom Baum der Industrie abgefallen sind,
#68
Dies bezieht sich hauptsächlich auf Deutschland, wo der
Landadel und das Junkertum einen großen Teil ihrer Güter auf
eigene Rechnung durch ihre
Verwalter bewirtschaften lassen und daneben noch Großproduzenten von
Rübenzucker und Kartoffelschnaps sind. Die reicheren englischen Aristokraten
sind noch nicht so weit heruntergekommen; aber auch sie wissen, wie man das
Sinken der Rente wettmachen kann durch die Hergabe ihres Namens an mehr oder
weniger zweifelhafte Gründer von Aktiengesellschaften. (Anmerkung von Engels
zur englischen Ausgabe 1888.)
#69
1848: ihre
#70
1848: heilige
#71
1888 lautet dieser Satz: Schließlich, als die hartnäckigen geschichtlichen
Tatsachen jeden Rausch des Selbstbetrugs verscheucht hatten, artete diese Form
des Sozialismus in einen erbärmlichen Katzenjammer aus.
#72
1848 eingefügt: über die wahre Gesellschaft
#73
1848: Diese
#74
1848: ihrer
#75
(lt. Duden: Verfluchung, Kirchenbann)
#76
1848: voraussetzt
#77
1888: Philister
#78
1888: deutschen kleinen Philister
#79
Der Revolutionssturm von 1848 hat diese gesamte
schäbige Richtung weggefegt
und ihren Trägern die Lust benommen, noch weiter in Sozialismus zu machen.
Hauptvertreter und klassischer Typus dieser Richtung ist Herr Karl Grün.
(Anmerkung von Engels zur deutschen Ausgabe von 1890.)
#8
1848, 1872, 1883: , um
#81
1848, 1872, 1883: und
#82
1848: Ihr Sozialismus
#83
1848: Diese
#84
1848, 1888: entspricht
#85
1848: von
#86
Phalanstere war die Bezeichnung für die von Charles Fourier geplanten
sozialistischen Kolonien; Ikarien nannte Cabet seine Utopie und später seine
kommunistische Kolonie in Amerika. (Anmerkung von Engels zur englischen Ausgabe
von 1888.)
Home-Kolonien (Kolonien im Inland) nennt Owen seine kommunistischen
Mustergesellschaften. Phalanstere war der Name der von Fourier geplanten
gesellschaftlichen Paläste. Ikarien hieß das utopische Phantasieland, dessen
kommunistische Einrichtung Cabet schilderte. (Anmerkung von Engels zur
deutschen Ausgabe von 1890.)
#87
(lt. Duden: Menschenliebe)
#88
1848: mehr
#89
Reformisten - Anhänger der Pariser Zeitung "La RAeforme", die für die
Errichtung der Republik und für die Durchführung von demokratischen und
sozialen Reformen eintraten.
#90
Die Partei, die damals im Parlament von Ledru-Rollin, in der Literatur von
Louis Blanc und in der Tagespresse von der "RAeforme" vertreten wurde. Der Name
"Sozialdemokratie" bedeutete bei diesen ihren Erfindern eine Sektion der
demokratischen oder republikanischen Partei mit mehr oder weniger
sozialistischer Färbung. (Anmerkung von Engels zur englischen Ausgabe von
1888.)
Die damals sich sozialistisch-demokratisch nennende Partei in Frankreich war
die durch Ledru-Rollin politisch und durch Louis Blanc literarisch vertretene;
sie war also himmelweit verschieden von der heutigen deutschen
Sozialdemokratie.
(Anmerkung von Engels zur dt. Ausgabe von 1890.)
#91
Im Februar 1846 bereitete man in den
polnischen Ländern eine Erhebung vor,
die die nationale Befreiung Polens zum Ziel hatte. Lediglich im Freistaat
Krakau, der seit 1815 der gemeinschaftlichen Kontrolle Österreichs, Rußlands
und Preußens unterstellt war, gelang es am 22. Februar den Aufständischen, den
Sieg davonzutragen und eine Nationalregierung zu bilden, die ein Manifest über
die Abschaffung der feudalen Lasten erließ. Der Aufstand in Krakau wurde Anfang
März 1846 niedergeschlagen.
#92
1848: von
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