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  Gedichte: Matthias Claudius

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  Gedichte:

  • Abendlied
   »Der Mond ist aufgegangen,
    Die goldnen Sternlein prangen ...«


  • Der Schwarze in der Zuckerplantage
   »Weit von meinem Vaterlande
    Muß ich hier verschmachten
    und vergehn, ...«


  • Kriegslied
   »'s ist Krieg! 's ist Krieg!
    O Gottes Engel wehre,
    und rede du darein!



Kurzinfo:





 'Abendlied' 
  (Matthias Claudius)

*Entstanden 1778. Erstveröffentlichung im "Musen-Almanach" 1779 unter dem Pseudonym »Asmus«.


c_0696m.jpg © wispor.de / 


Der Mond ist aufgegangen,
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar;

Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.

Wie ist die Welt so stille,
Und in der Dämmrung Hülle
So traulich und so hold!
Als eine stille Kammer,
Wo ihr des Tages Jammer
Verschlafen und vergessen sollt.

Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen,
Und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehn.

Wir stolze Menschenkinder
Sind eitel arme Sünder
Und wissen gar nicht viel;
Wir spinnen Luftgespinste
Und suchen viele Künste
Und kommen weiter von dem Ziel.

Gott, laß uns dein Heil schauen,
Auf nichts Vergänglichs trauen,
Nicht Eitelkeit uns freun!
Laß uns einfältig werden
Und vor dir hier auf Erden
Wie Kinder fromm und fröhlich sein!

Wollst endlich sonder Grämen
Aus dieser Welt uns nehmen
Durch einen sanften Tod!
Und, wenn du uns genommen,
Laß uns in Himmel kommen,
Du unser Herr und unser Gott!

So legt euch denn, ihr Brüder,
In Gottes Namen nieder;
Kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott! mit Strafen,
Und laß uns ruhig schlafen!
Und unsern kranken Nachbar auch!

*Das Gedicht 'Abendlied' enthält einige wenige Anleihen (von einem Plagiat sollte man hier nicht sprechen, dazu sind die 'Anleihen' zu minimal) aus dem Lied: 'Nun ruhen alle Wälder' des berühmten lutherischen Kirchenliederdichters Paul Gerhardt (*12. Mär. 1607 †28. Mai 1676). (Siehe die blau markierten Zeilen!)


 'Nun ruhen alle Wälder' 
  (Paul Gerhardt)

1.
Nun ruhen alle Wälder,
Vieh, Menschen, Städt und Felder,
Es schläft die ganze Welt;
Ihr aber, meine Sinnen,
Auf auf, ihr sollt beginnen,
Was eurem Schöpfer wohlgefällt.

2.
Wo bist du, Sonne, blieben?
Die Nacht hat dich vertrieben,
Die Nacht, des Tages Feind;
Fahr hin! Ein ander Sonne,
Mein Jesus, meine Wonne,
Gar hell in meinem Herzen scheint.

3.
Der Tag ist nun vergangen,
Die güldnen Sterne prangen
Am blauen Himmelssaal;

Also werd ich auch stehen,
Wenn mich wird heißen gehen
Mein Gott aus diesem Jammertal.
4.
Der Leib eilt nun zur Ruhe,
Legt ab das Kleid und Schuhe,
Das Bild der Sterblichkeit;
Die zieh ich aus. Dagegen
Wird Christus mir anlegen
Den Rock der Ehr und Herrlichkeit.

5.
Das Haupt, die Füß und Hände
Sind froh, daß nun zu Ende
Die Arbeit kommen sei;
Herz, freu dich, du sollst werden
Vom Elend dieser Erden
Und von der Sünden Arbeit frei.

6.
Nun geht, ihr matten Glieder,
Geht hin und legt euch nieder,
Der Betten ihr begehrt;
Es kommen Stund und Zeiten,
Da man euch wird bereiten
Zur Ruh ein Bettlein in der Erd.

7.
Mein Augen stehn verdrossen,
Im Hui sind sie geschlossen,
Wo bleibt denn Leib und Seel?
Nimm sie zu deinen Gnaden,
Sei gut für allem Schaden,
Du Aug und Wächter Israel.

8.
Breit aus die Flügel beide,
O Jesu, meine Freude,
Und nimm dein Küchlein ein!
Will Satan mich verschlingen,
So laß die Englein singen:
Dies Kind soll unverletzet sein.

9.
Auch euch, ihr meine Lieben,
Soll heinte nicht betrüben
Ein Unfall noch Gefahr.
Gott laß euch selig schlafen,
Stell euch die güldnen Waffen
Ums Bett und seiner Engel Schar.


 'Der Schwarze in der Zuckerplantage'
 
(Matthias Claudius, 1773?)

Weit von meinem Vaterlande
Muß ich hier verschmachten und vergehn,
Ohne Trost, in Müh und Schande;

Ohhh die weißen Männer!! klug und schön!
Und ich hab den Männern ohn Erbarmen
Nichts getan.
Du im Himmel! hilf mir armen Schwarzen Mann!


 'Kriegslied'
 
(Matthias Claudius, )

's ist Krieg! 's ist Krieg! O Gottes Engel wehre,
und rede du darein!
's ist Krieg – und ich begehre
nicht schuld daran zu sein.


Was sollt' ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen
und blutig, bleich und blaß,
die Geister der Erschlagnen zu mir kämen
und vor mir weinten – was?

Wenn wackre Männer sich die Ehre suchten,
verstümmelt und halb tot
im Staub sich vor mir wälzten und mir fluchten
in ihrer Todesnot?

Wenn tausend Väter, Mütter, Bräute,
so glücklich vor dem Krieg,
nun alle elend, alle arme Leute,
wehklagten über mich?

Wenn Hunger, böse Seuch' und ihre Nöten
Freund, Freund und Feind ins Grab
versammelten und mir zu Ehren krähten
von einer Leich herab?

Was hülf' mir Kron und Land und Gold und Ehre?
Die könnten mich nicht freu'n!
's ist leider Krieg – und ich begehre
nicht schuld daran zu sein.



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