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  Gedichte: Georg Herwegh

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  Gedichte:

• 'Bundeslied' ...
   »... Alle Räder stehen still,
    Wenn dein starker Arm es will ...«


• 'Wiegenlied' ...
   »... Deutschland – auf weichem Pfühle,
    Mach' dir den Kopf nicht schwer! ...«


• 'Was macht Deutschland?'
   »... Deutschland pflegt sich –
    Wohl zu besinnen ...«






 Georg Herwegh (*1817 †1875)

Kurzinfo:

Georg Herwegh war ein Süddt. Schriftsteller und politischer Lyriker, der demokratische und revolutionäre Gedichte geschrieben hat.

Berühmt wurden u. a. seine: 'Gedichte eines Lebendigen' (1841-43). Auch in diesem Werk trat Herwegh für Freiheit und ein einiges Deutschland ein.


 'Bundeslied für den Allgemeinen deutschen
  Arbeiterverein'

 

  (Georg Herwegh, 1863)


c_1765m.jpg © wispor.de


You are many, they are few.
(Eurer sind viele, ihrer sind wenige.)


Bet und arbeit! ruft die Welt,
Bete kurz! denn Zeit ist Geld.
An die Türe pocht die Not –
Bete kurz! denn Zeit ist Brot.

Und du ackerst, und du säst,
Und du nietest, und du nähst,
Und du hämmerst, und du spinnst –
Sag, o Volk, was du gewinnst!

Wirkst am Webstuhl Tag und Nacht,
Schürfst im Erz- und Kohlenschacht,
Füllst des Überflusses Horn,
Füllst es hoch mit Wein und Korn –

Doch wo ist dein Mahl bereit?
Doch wo ist dein Feierkleid?
Doch wo ist dein warmer Herd?
Doch wo ist dein scharfes Schwert?

Alles ist dein Werk! o sprich,
Alles, aber nichts für dich!
Und von allem nur allein,
Die du schmiedst, die Kette, dein?

Kette, die den Leib umstrickt,
Die dem Geist die Flügel knickt,
Die am Fuß des Kindes schon
Klirrt – o Volk, das ist dein Lohn.

Was ihr hebt ans Sonnenlicht,
Schätze sind es für den Wicht;
Was ihr webt, es ist der Fluch
Für euch selbst – ins bunte Tuch.

Was ihr baut, kein schützend Dach
Hat's für euch und kein Gemach;
Was ihr kleidet und beschuht,
Tritt auf euch voll Übermut.

Menschenbienen, die Natur,
Gab sie euch den Honig nur?
Seht die Drohnen um euch her!
Habt ihr keinen Stachel mehr?

Mann der Arbeit, aufgewacht!
Und erkenne deine Macht!
Alle Räder stehen still,
Wenn dein starker Arm es will.


Deiner Dränger Schar erblaßt,
Wenn du, müde deiner Last,
In die Ecke lehnst den Pflug,
Wenn du rufst: Es ist genug!

Brecht das Doppeljoch entzwei!
Brecht die Not der Sklaverei!
Brecht die Sklaverei der Not!
Brot ist Freiheit, Freiheit Brot!



 'Wiegenlied'
 

  (Georg Herwegh, 184?)


c_1765m.jpg © wispor.de

Deutschland – auf weichem Pfühle
Mach' dir den Kopf nicht schwer!
Im irdischen Gewühle
Schlafe, was willst du mehr?

Laß jede Freiheit dir rauben,
Setze dich nicht zur Wehr,
Du behältst ja den christlichen Glauben:
Schlafe, was willst du mehr?

Und ob man dir alles verböte,
Doch gräme dich nicht zu sehr,
Du hast ja Schiller und Goethe:
Schlafe, was willst du mehr?

Dein König beschützt die Kamele
Und macht sie pensionär,
Dreihundert Taler die Seele:
Schlafe, was willst du mehr?

Es fechten dreihundert Blätter
Im Schatten, ein Sparterheer;
Und täglich erfährst du das Wetter:
Schlafe, was willst du mehr?

Kein Kind läuft ohne Höschen
Am Rhein, dem freien, umher:
Mein Deutschland, mein Dornröschen,
Schlafe, was willst du mehr? –




c_0383m.jpg © wispor.de / *Herbstwald bei Münster (Westf.)




 'Was macht Deutschland'
 

  (Georg Herwegh, 184?)


  Ein immerwährender Kalender für alle Tage des Jahres Oktober 1859.

Sonntag Deutschland pflegt sich –
Wohl zu besinnen.
Montag Deutschland regt sich –
Was wird's beginnen?
Dienstag Deutschland trägt sich –
Mit großen Gedanken.
Mittwoch Deutschland bewegt sich –
In gesetzlichen Schranken.
Donnerstag Deutschland frägt sich –
Ob's endlich soll?
Freitag Deutschland schlägt sich –
Schlägt sich wie toll!
Sonnabend Deutschland legt sich –
Zu Protokoll!











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