SPRACHE  
  Redewendungen
  (Herkunft & Bedeutung)
        

  'Ein 'P' davorsetzen':
Etwas verhindern, blockieren.

Im Mittelalter wurden Häuser, in denen ein Bewohner an der 'Pest' oder an den 'Schwarzen Pocken' erkrankt war, mit einem großen 'P' an der Hauswand oder der Haustür gekennzeichnet.

Weiter gab es auch Sinnsprüche an den Häusern (in einen Balken geritzt ...), die besonders auf die Abwehr dieser beiden Krankheiten abzielten:
  'Ich kenne meine Pappenheimer':
Heute wird die (leicht entstellte) Redewendung meist abfällig genutzt, etwa in der Bedeutung: Jemanden oder eine Gruppe durchschauen, deren Schliche kennen etc.

Die Redewendung stammt aus Schillers:

'Wallensteins Tod' 3,15
»... Daran erkenn ich meine Pappenheimer ...«

Dies sagt Wallenstein aber anerkennend, lobend zu einer Abordnung des Kürassierregimentes von Pappenheim.


*Kürassiere = Reiter mit einem Harnisch (Schutzrüstung der Soldaten der Kavallerie).


Weitere 'Geflügelte Worte'  Schillers .
  'Kein Pappenstiel sein ...':
Keine Kleinigkeit sein, teuer sein.

Hat aber nichts mit Pappe zu tun!
Sondern mit der niederdt. "Papenblume", bzw. lat. pappus = Löwenzahn, auch: Kettenblume, Kuhblume, Pfaffenblume, Pusteblume, Ringelblume ...


Da diese Pflanze weit verbreitet ist und kaum Verwendung findet (außer vielleicht für spezielle Salate ...), wird sie als wertlos eingestuft.

Daher auch: "Etwas für einen Pappenstiel bekommen" = etwas preiswert erstehen.


Weitere Redewendungen, die mit der Jagd und der Forstwirtschaft zusammenhängen:

'abklappern' 'in die Binsen gehen' 'auf dem Holzweg sein'
'durch die Lappen gehen' 'auf den Leim gehen'
'sich mausig machen' 'kein Pappenstiel sein' 'Pechvogel'
  Pechvogel:
Ein Pechvogel meint heute: jemand der Unglück hat.

Der Begriff kommt aber aus der Fallenstellerei:

Ein Pechvogel war ursprünglich ein Vogel, der mit Pech, das auf einen Ast etc. geschmiert wurde, gefangen worden war.

Vögel wurden früher vor allem mit Pech oder Leim (auf Äste ... geschmiert), Netzen oder Kloben gefangen.
Kloben waren spezielle Fangstäbe, die die Vogelbeine oder -schwänze einklemmen konnten, nachdem die Vögel angelockt worden waren. Bei dieser Fangmethode saßen die Fänger in einer getarnten Hütte (der Klobenhütte)).

Auch Mäuse sollen mit Pech oder Leim beschmierten Brettern? gefangen worden sein.



Daher auch: 'Auf den Leim gehen'.


Weitere Redewendungen, die mit der Jagd und der Forstwirtschaft zusammenhängen:

'abklappern' 'in die Binsen gehen' 'auf dem Holzweg sein'
'durch die Lappen gehen' 'auf den Leim gehen'
'sich mausig machen' 'kein Pappenstiel sein' 'Pechvogel'
  Persilschein:
'Einen Persilschein haben (oder ausgestellt bekommen)' meint heute: eine weiße Weste haben / unbescholten, 'reingewaschen' sein.

Gerade in der Zeit der Entnazifizierung (nach 1945) war der Begriff: 'einen Persilschein ausgestellt bekommen' in Dtl. eine gängige Redewendung, die eine 'reingewaschene' politische Vergangenheit bescheinigte.

Der Ursprung des Begriffes: 'Persilschein' kommt aber aus dem WK II.
So war es üblich für die einberufenen Soldaten, einen Karton (oft mit einem Werbe-Aufdruck des viel genutzten Waschmittels: 'Persil') für den Transport der eigenen Habseligkeiten zur Kaserne zu nutzen.

Im Soldatenjargon wurde also aus dem Gestellungsbefehl der 'Persilschein'.


'Persil' war übrigens das erste selbsttätige Waschmittel! Es wurde um 1907 eingeführt.
  'Dahin gehen, wo der Pfeffer wächst.':
Nach Indien. Auch: Malabar, Südsumatra, Malaisia.

Der Pfeffer ist wohl durch den indischen Feldzug Alexander d. Großen nach Europa gekommen. Der P. wurde im Mittelalter von Großkaufleuten (sogen. "Pfeffersäcken") gehandelt. Der Pfeffer wurde, wie andere exotische Gewürze, damals zu enormen Preisen gehandelt.

Da Indien (für damalige Verhältnisse unglaublich) weit entfernt lag, und viele Leute noch nicht einmal wusste wo das "Pfefferland" lag, "wünschte" man Unliebsame dorthin.

Die Entdeckung Amerikas ist auch auf den Wunsch zurückzuführen, dass "Pfefferland" (was große Reichtümer versprach) zu entdecken. So suchte auch der Italiener (*Genua) Kolumbus (im Auftrag des span. Königshauses) einen Seeweg nach Indien.
  Pfennigfuchser:
Ein Pfennigfuchser (auch: Pfennigklieber, -schaber, -spitzer) ist ein Geizhals.

Der Begriff ist etwa seit dem 18. Jh. gebräuchlich.

Fuchsen bedeutet(e) jemanden plagen.

Ein Pfennigfuchser ist also jemand, der andere Menschen wegen Pfennigen plagt.
  'Ein teures Pflaster ...':
Im Mittelalter waren die Pflaster (gegen: Gicht, Syphilis ...), die ein Arzt verschrieben hatte, mitunter recht teuer.

Die Übertragung der Redewendung auf das Straßenpflaster geschah wohl, weil Grund und Boden, Dienstleistungen, das Leben allg. in der Stadt viel teurer waren, als auf dem Lande.


Siehe auch: Quacksalber.
  Prügelknabe:
An jungen Edelleuten durfte früher eine Prügelstrafe nicht vollzogen werden. An ihrer Stelle mussten arme Kinder, die für diesen Zweck am Hofe lebten, die Schläge einstecken. Die eigentlichen Übeltäter mussten dabei zusehen.

Dies war zum Beispiel beim "Alten Fritz" (Friedrich II., der Große (*24. Jan.  1712 +17. Aug. 1786)) noch so.
  Pudelnass:
Pudel waren früher zur Wasserjagd abgerichtet. Wahrscheinlich zum Apportieren.
  "Des Pudels Kern":
"Des Pudels Kern" meint heute: der Hintergrund, der wahre Grund ...

Goethe ('Faust I'): in Fausts Studierzimmer:



»Das also war des Pudels Kern! Ein fahrender Skolast? Der Kasus macht mich lachen ...«


* Mephisto hatte sich in einen schwarzen Pudel verwandelt. Bei der Rückverwandlung in seine wahre Mephisto-Gestalt wird er von Faust beobachtet.

Ein "fahrender Skolast" (Scholast) = ein herumziehender Schüler, Student des Mittelalters.



Weitere Goethe-Zitate:
Erlkönig Gretchenfrage Pudels Kern


Siehe auch: Gedichte: Goethe.
  'Bis in die Puppen':
Der Ursprung der Redewendung: "... bis in die Puppen ..." liegt im 18. Jh.

Im Berliner Tiergarten (mit dem 'großen Stern'), der von der Stadt recht weit entfernt war, wurden nach franz. Vorbild Statuen aus der griechisch Mythologie aufgestellt. Der berliner Volksmund machte aus den Statuen: "Puppen" und aus dem 'großen Stern' den: "Puppenplatz".

Der Ursprungsausspruch dazu lautete folglich (weil der Weg (vor allem, wenn man/frau zu Fuß gehen musste) sehr weit war): "... bis in die Puppen gehen ..."

Wir kennen nur noch Abwandlungen dieser Redewendungen (mit dem Sinn: lang andauernd ...):

Bis in die Puppen:
schlafen, arbeiten, aufbleiben ...
  'Einen Pyrrhussieg erringen':
Meint: einen "teuer" erkauften Erfolg; einen Sieg, der so verlustreich für den Sieger ist, dass er keinen wirklichen Sieg errungen hat.

Der Ausspruch geht (wahrscheinlich) zurück auf: Pyrrhus den König von Epirus. Bei der Schlacht bei Asculum (279 v. Chr.) (heute: Stadt: Ascoli Piceno; Süditalien) soll Pyrrhus ausgerufen haben:

"Noch so ein Sieg [über die Römer] und wir sind verloren!"


Gegenteil: Redewendungen: Kantersieg.