Hagestolz: | |
Heute bedeutet Hagestolz: ein unverbesserlicher Junggeselle sein.
Ursprünglich war aber die Ehelosigkeit für den "Hagestalt" (Hagestolz) nicht so ganz freiwillig: Ein 'Hag' (eine Hagestolle) war nämlich ein kleines umfriedetes Stück Land, das dem jüngeren Sohn nach dem alten dt. Erbrecht zustand. Dem ältesten Sohn stand dagegen der Herrenhof mit entsprechend mehr Land zu. D. h., dass es dem jüngeren erbberechtigten Sohn (zumal der ältere Bruder auch noch vielfach die Vormundschaft über den jüngeren hatte) kaum möglich war, einen eigenen Hausstand zu gründen, er musste also oftmals unverheiratet bleiben. Hagestolzsteuer: Besonders im 17. Jh. - etwa nach dem 30-jährigen Krieg (1618-48) - wurde sogar eine spezielle Steuer wegen Ehelosigkeit erhoben!!! Es war wohl eine bevölkerungspolitische Maßnahme, die helfen sollte, die enormen Verluste an Menschenleben schneller auszugleichen ... Siehe auch: Besthaupt | Bubenhühner | Büdner | Geiselbauer | Hagestolz | Hintersitzer | Hörige | Hufe(n) | Wachszinsige | |
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Freund Hain: | |
Mit Freund Hain (auch: Freund Hein) ist der Tod gemeint.
Hain/Hein kommt dabei von: 'Heinrich'. Diese euphemistisch (verniedlichend umschreibend) gemeinte Bezeichnung für den Tod stammt von dem dt. Dichter: Matthias Claudius (*15. Aug. 1740 +21. Jan. 1815). Claudius hat alle seine Werke (wohl satirisch-ironisch) 1774 'Freund Hain' gewidmet. So 'ziert' auch die Erstausgabe seines Buches: "ASMUS omnia sua SECUM portans, sämtliche Werke des Wandsbecker Bothen" (1774) die Abbildung eines Knochenmannes mit großer Sense. Die neue Schreibweise: 'Hein' geht wohl auf den Schriftsteller: Johann Karl August Musäus (29. Mär. 1735 28. Okt. 1787) zurück, der den Begriff von M. Claudius übernahm. Siehe: Gedichte: [Claudius]. |
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Hammelsprung: | |
Der Hammelsprung ist ein Abstimmungsverfahren, bei dem die Abgeordneten den
Plenarsaal durch extra gekennzeichnete Türen betreten:
eine für: JA, eine für: NEIN, eine für: ENTHALTUNG. Die Stimmen werden entsprechend
gezählt.
Den Namen: "Hammelsprung" hat dieses Abstimmungsverfahren aber von dem Türschmuck (den Einlegearbeiten) des Plenarsaales im alten Berliner Reichstagsgebäude. Dort war nämlich der Zyklop Polyphem abgebildet, wie er (nachdem Odysseus ihm das Augenlicht genommen hatte) die Hammel seiner Herde (die er zum Grasen aus seiner Höhle lassen wollte) abtastet, um Odysseus und dessen Gefährten die Flucht aus seiner Zyklopenhöhle unmöglich zu machen. |
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Zum Katalog der Redewendungen | |
Handy: | |
Handy - jeder hat eines, jeder benutzt den Begriff - den gibt es aber nur in deutschen Landen. Überall dort, wo englisch gesprochen wird, heißt dieses beliebte Gerät: "mobile phone" oder auch "cell phone". | |
"Jemanden zeigen, was eine Harke ist ...": | |
Diese Redewendung ist schon im 16. Jh. belegt (z. B. bei: J. Ackermann) in der
Anekdote: "Der ungeratene Sohn" (1540).
Da ist die Rede von einem Bauernsohn, der (hochnäsig) in seine Heimat zurückgekehrt (nachdem er wohl eine Lateinschule besucht hatte); vorgab die Sprache seines Herkunftsortes nicht mehr zu kennen, nicht einmal die Bezeichnung für einfachste Gegenstände, wie eine "Harke". Sein "Gedächtnis" kehrt aber schnell zurück, als er auf eine Harke tritt und er (am Kopf getroffen) ausruft: "verfluchte Harke". Der obige Ausspruch bezieht sich also darauf, wie man früher einen dünkelhaften, hochmütigen Menschen zur Räson bringen wollte. |
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Hasenpanier: | |
Mit dem Ausdruck: "Das Hasenpanier ergreifen" ist die Flucht (vor dem Feind ...)
gemeint.
Der Ausdruck ist ironisierend an den Begriff Panier (Heerfahne, Banner) angelehnt. Hasenpanier bezeichnet dabei das Hasenschwänzchen als Panier (Fahne). Siehe auch: Panier. |
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Hattrick: | |
England. Als Hattrick wird heute bezeichnet, wenn ein Fußballspieler innerhalb eines Spieles 3 Tore erzielt, ohne dass ein anderer Spieler (egal welcher Mannschaft) auch ein Tor macht. Geschieht dies innerhalb einer einzigen Halbzeit, so spricht man von einem "lupenreinen", reinen oder echten Hattrick. Ursprung: engl. Huttrick Der Begriff kommt vom Kricket (Cricket): Hatte ein Spieler das "Wicket" 3mal oder noch öfter getroffen (abgeworfen), erhielt er dafür einen Hut (hat). |
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'Über den Haufen schießen.' | |
Der Ausdruck: "... über den Haufen schießen" meint, jemanden rücksichtslos
abknallen. Die Wendung geht wahrscheinlich zurück auf die alte Soldatensprache (Zeit der dt. Landsknechte, Spätmittelalter). Damals wurden auch die Heere (bzw. Teile davon) als Haufen bezeichnet. Das Hauptheer wurde dabei z. B. der "helle Haufen" genannt. "Hell" meint hierbei: "schreiend, wild, ungeordnet ...". Möglich ist, das gemeint war: "in den Haufen zu schießen". Die dann getroffen wurden, lagen eben ungeordnet herum, waren: "über den Haufen geschossen". Wir kennen die Wendung heute auch als: "... über den Haufen ...: fahren, werfen (eine Entscheidung etc. abrupt korrigieren müssen) ... |
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"Es zieht wie Hechtsuppe.": | |
Diese Redewendung ist wahrscheinlich von dem jiddischen Begriff: "hech supha" = starker Sturm (dt.) per Übertragungsfehler abgeleitet worden. | |
"Das Heft in die Hand nehmen.": | |
Gemeint ist damit:
Die Initiative ergreifen, sich wehren ...
Die Redewendung stammt noch aus der Zeit des Schwertkampfes. Das Heft des Schwertes ist nämlich der Schwertgriff. Weitere Redewendungen mit 'Heft' sind: Das Heft aus der Hand geben: (sich ergeben, die Führung abgeben ...). Weitere Redewendungen und Begriffe aus dem Militärischen (besonders des Mittelalters): 'kein Aufhebens machen', 'Brandschatzen', 'Doppelsöldner', 'Heft aus der Hand nehmen', 'Eine Lanze für jemanden brechen', 'Spitz auf Knopf stehen', 'im Stich lassen' |
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"Hinz und Kunz": | |
Bedeutung: Jedermann, jeder x-beliebige Mensch. Manchmal auch: die kleinen
Leute.
Redewendungen mit: "Hinz und Kunz" sind schon seit dem 13. Jh. belegt. Ab etwa dem 15. Jh. wird sie als Spottbezeichnung genutzt. Heinrich (Kurzform: Hinz) und Konrad (Kurzform: Kunz) hieß im Mittelalter deshalb eine große Anzahl von Männern mit Vornamen, weil sehr viele Herrscher etc. dieser Zeit diese Vornamen trugen und auch die einfachen Leute ihre Kinder mit solch "wichtigen" Namen geschmückt sehen wollten. Durch diese "Namens-Inflation" wurden diese Vornamen beliebig. Beispiel aus der Literatur:
Siehe auch: Gedichte: M. Claudius. |
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Hiobsbotschaft: | |
Eine sehr schlechte Nachricht.
Der Ursprung dieses Begriffes ist im Buch Hiob des Alten Testamentes zu finden. Weitere Bibel-Zitate bei den 'Ollen Kamellen': Gift und Galle| Hiobsbotschaft| An die Nieren gehen| Zur Salzsäule werden| Wasser reichen Liste weiterer: Bibel-Sprüche. |
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"Auf dem Holzweg sein.": | |
Sich irren. Kommt von der Tatsache, dass der Abtransport von gefällten Bäumen Weg-Schneisen in den Wald schlägt - eben die "Holz-Wege". Da diese Holz-Wege aber meist abrupt enden (da, wo der Baum geschlagen wurde!), also in's Nichts führen, wurden sie synonym für eine gedankliche Sackgasse, einen Irrtum. Weitere Redewendungen, die mit der Jagd und der Forstwirtschaft zusammenhängen: 'abklappern' 'in die Binsen gehen' 'auf dem Holzweg sein' 'durch die Lappen gehen' 'auf den Leim gehen' 'sich mausig machen' 'kein Pappenstiel sein' 'Pechvogel' |
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"Hülle und Fülle": | |
Der heutige Sinn ist: Etwas im Überfluss besitzen, zur Verfügung haben.
Ursprünglich war aber mit Hülle nichts Luxuriöses, sondern nur (wohl einfache) Kleidung oder auch ein 'Dach über dem Kopf', also eine bloße Unterkunft gemeint. Bei Fülle war es ähnlich: Es war schlicht Nahrung gemeint.
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"Da liegt der Hund begraben!": | |
Der heutige Sinn ist: "Die Ursache, der Auslöser, der Sinn von etwas sein -
meist von einem Übel.
Der Ursprung hat aber (aller Wahrscheinlichkeit nach) nicht mit dem Wort Hund (mit der heutigen Bedeutung = "vierbeiniges Haustier") zu tun, sondern mit dem ahd. Wort: "hunda" = Beute, Raub (bzw. dem mittelhochd. Wort: "hunde" = mit gleicher Bedeutung). |
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"Auf den Hund gekommen.": | |
Früher wurden Wertsachen noch in Truhen aufbewahrt. Auf dem Truhenboden waren
meist Schutzsymbole eingraviert; oftmals war dies ein Hund. War nichts mehr in der Truhe (war der Besitzer verarmt ...), so konnte man den Hund (oder das entsprechende, andere Schutzsymbol) auf dem Truhenboden sehen. |
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"Vor die Hunde gehen.": | |
1. "Vor die Hunde gehen", bzw. "Vor die Hunde kommen" stammt (wahrscheinlich) aus
der Jägersprache: Krankes, schwaches Wild wird leicht ein Opfer der Jagdmeute -
es "kommt vor die Hunde".
2. Nach einer anderen Herkunftsdeutung ist damit gemeint, dass Bergleute (quasi zur Strafe ...) vor die "Hunte" (Hunte oder auch Hunde = Bergbaulore) gehen müssen, um diese dann zu ziehen. Wahrscheinlicher ist uns die 1. Möglichkeit, da sie auch schon in sehr früher Zeit möglich war. |
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Hundstage: | |
Die Zeit zwischen dem 23. Juli bis 23. August wird so genannt.
Die Hundstage sind an die Aufgangszeiten des Sirius ("Hundsstern") gekoppelt. Siehe auch: Olle Kamellen?: Hundstage. |
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"Am Hungertuch nagen.": | |
Wie sooft, hat auch bei diesem Begriff eine Bedeutungsverschiebung, Umdeutung
stattgefunden: Ursprünglich war wahrscheinlich gemeint, dass das Hungertuch (Fastenvelum) genäht wurde. Mit diesem großen, weißen (manchmal auch kleinerem, blauen oder schwarzen) Tuch (Vorhang) wurde in der Fastenzeit des Mittelalters der Altar verhüllt, um zur Buße zu mahnen. Möglicherweise wurde aus dem Begriff "Am Hungertuche nähen" - "Am Hungertuch nagen", da sich die Menschen wohl darunter besser vorstellen konnten, den Hunger (Fastenzeit) stillen zu können. |