Fähnlein
Kleinste, fahnenführende Einheit im Söldnerwesen des 16. und 17. Jh. - vor
allem in Deutschland und der Schweiz.
Die Größenordnungen waren:
ca. 300-600 Mann (Fußvolk) oder ca. 100-250 Mann (Reiterei).
Die Bezeichnung "Fähnlein" wurde im 17. Jh. durch den Begriff "Kompagnie" ersetzt.
Siehe auch:
Fähnlein |
Katzbalger |
Reisläufer |
Fei
Alter Ausdruck für Fee (weibliches Zauberwesen).
Der Begriff
Fei hat sich nicht durchgesetzt. In
'gefeit sein'
(= zauberisch geschützt sein) existiert er aber noch weiter.
Feime
auch: Miete / Dieme / Triste.
Ein einfaches Silo (etwa für: Heu, Stroh, Getreide ...) oder auch nur mehrere Garben
(Bündel Heu etc.), die zusammengestellt werden.
Bei Auerbach in seinen:
'Schwarzwälder Dorfgeschichten'
heißt es:
»[...] So stattlich und weit sich auch Haus und Scheunen dort ausnehmen, die mit ihren grauen Strohdächern
fast felsenartig in's Thal herniederschauen; sie haben doch nicht Raum genug für all das reiche
Erträgniß des Feldes, denn hüben und drüben in den Feldern sehen wir die kegelförmig gebauten
Garbenhaufen, Feimen genannt, die erst nach und nach abgedroschen werden und in den noch
herbstgrünen Bergwiesen stehen lustige Scheunen, sogenannte Stadel, deren Wände und Dach von
graugewordenen Brettern viel nahrhaftes Heu in sich bergen.«
Feldglocke
auch: Galgenvogel / Galgenschwengel ...
Eine Feldglocke war jemand, der aufgehenkt war und dabei: "wie eine Glocke im
Wind schwingt".
Bei den Brüdern Grimm steht in dem Märchen:
'Die vier kunstreichen Brüder'
»Es war ein armer Mann, der hatte vier Söhne, wie die herangewachsen waren,
sprach er zu ihnen: 'Liebe Kinder, ihr müßt jetzt hinaus in die Welt, ich habe
nichts, das ich euch geben könnte; macht euch auf und geht in die Fremde, lernt
ein Handwerk und seht, wie ihr euch durchschlagt.'
Da ergriffen die vier Brüder den Wanderstab, nahmen Abschied von ihrem Vater und zogen zusammen zum Tor
hinaus. Als sie eine Zeitlang gewandert waren, kamen sie an einen Kreuzweg, der
nach vier verschiedenen Gegenden führte.
Da sprach der älteste: 'Hier müssen wir uns trennen, aber heut über vier Jahre
wollen wir an dieser Stelle wieder zusammentreffen und in der Zeit unser Glück
versuchen.'
Nun ging jeder seinen Weg, und dem ältesten begegnete ein Mann, der fragte, wo
er hinaus wollte und was er vorhätte.
'Ich will ein Handwerk lernen', antwortete er.
Da sprach der Mann: 'Geh mit mir und werde ein Dieb.' 'Nein', antwortete er,
'das gilt für kein ehrliches Handwerk mehr, und das Ende vom Lied ist, daß
einer als Schwengel in der Feldglocke gebraucht wird.'
'Oh', sprach der Mann, 'vor dem Galgen brauchst du dich nicht zu fürchten: Ich
will dich bloß lehren, wie du holst, was sonst kein Mensch kriegen kann, und wo
dir niemand auf die Spur kommt.' [...]«
Feldscher(er)
Alte Bezeichnung für Militärärzte, die später Kompanie-Chirurgen hießen.
Bei Bechstein im:
'Deutschen Sagenbuch' steht:
»[...] So kam der Bauer in sein Dorf zurück, trug zu jedermanns Verwunderung die
Axt im Kopf und mußte sich daheim halten oder beständig eine hohe Mütze tragen, denn
kein Bader und Feldscher war imstande, ihm die Axt aus dem Kopf zu bringen.«
Feldstücke
Alter Ausdruck für Feld-Geschütze.
Felleisen
Ein Felleisen ist ein Reisesack oder Ranzen. Dieser Reisesack wurde vor
allem von umherwandernden Handwerksburschen genutzt.
Auch
Heinrich Heine erwähnt die Fettmännchen
(in seinen Memoiren):
Bei dem dt. Lyriker und Erzähler
Achim von Arnim
steht dazu in:
'Des Knaben Wunderhorn' (entstanden: ~1805-08):
»Hört nur, wie die Zugvögel schön singen dem neuen Frühling; da ziehen schon die wackern Handwerks-
genossen mit Bündel und Felleisen in langen Reihen über den Weg; wie sie
zusprechen bey ihrem Zeichen; wie die Fensterscheiben und das goldene Schild vom echten
Grundbaß erzittern, wo sie singen ist keine Halbstimmigkeit, wo Deutsche gebraucht werden,
von London bis Moskau und Rom [...]«
Bei der frühen Fahr- und Kurierpost gab es auch: Postfelleisen. Darin
wurden Poststücke transportiert.
Der Ursprung für den Begriff Felleisen ist wohl im mittellat. Begriff 'valisia'
zu suchen. Im Franz. existiert der Begriff: 'valise' (Reisekoffer, Handkoffer).
Siehe auch:
Metzgerposten
Ferkelmaus
Festlanddegen
Ein Begriff, der seit dem 18. Jh. verwendet wurde und
diejenige europäische Kontinentalmacht bezeichnete,
die die brit. Interessen auf dem europäischen
Festland vertrat.
Fettmännchen
auch: Fettmängel / Fettmönch ...
Das Fettmännchen war eine kleine, geringwertige Münze, die
zum ersten Mal 1604 in Kleve geprägt wurde.
Ein Fettmännchen hatte damals eine Wert von: '
1/2 Stüber' bzw. '
8 leichten
kölnischen Hellern'.
Den volkstümlichen Namen hat diese Münze quasi als Antwort auf
das niederländische
Magermannetje (Magermännlein) erhalten
- ebenfalls eine kleine Münze.
In dem Roman:
'Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch'
des
Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen
(um 1669 geschrieben) findet sich auch ein Bezug auf diese Münzeinheit
(aus der auch der geringe Wert hervorgeht):
»[...] Er getraute seinem Weib und Kindern nicht in Keller, weil er ihm selbst den
Tropfwein kaum gönne, und sei in Summa ein solcher Geldwolf, dergleichen kaum noch
einer zu finden.
Das, so ich bisher gesehen, sei noch nichts; wann ich noch eine Weile da verbliebe,
würde ich gewahr nehmen, daß er sich nicht schäme, einen Esel um einen Fettmönch
zu schinden [...]«
Auch
Heinrich Heine erwähnt die Fettmännchen
(in seinen Memoiren):
»[...] Zur Belehrung des Lesers bemerke ich, daß »Fettmännchen« der Name einer
fettigdicken Kupfermünze ist, die ungefähr einen Sou wert ist [...]«
Feuerbesprechen
Fibel
auch: Haftel
1. Fibel = Lesebuch für Schulanfänger.
2. Lat. "fibula". Eine Spange, mit der Gewänder zusammengehalten wurden.
Fibeln wurden vor allem in gallischen und nordischen Gräbern gefunden.
Flagellanten
auch: Flegler / Geißler / Kreuzbrüder
Flagellanten geißelten sich auf öffentlichen Umzügen, sangen
dabei Bußlieder und beteten.
Der Begriff steht für eine Laienbewegung, die durch alle Stände ging.
Die Bewegung entstand ca. 1260 in Italien und hatte ihre Höhepunkte oftmals
im Umfeld von Pest-Epidemien. Die Niederlande waren lange Zeit ein Zentrum
dieser Bewegung.
Das Geißlertum wurde mit dem Konstanzer Konzil (1417) verboten.
Frauenglas
auch: Fraueneis / Gipsglas / Jungfernglas / Marienglas
Frauenglas ist Gips.
Die weiteren Namen: Marienglas, Jungfernglas weisen auch auf die Verwendung
(Marienfiguren ...) und die Namensherkunft hin:
Gips hat (in aller Regel) eine weiße Farbe und diese Farbe steht eben auch
für die Jungfräulichkeit und Reinheit Marias.
Frauenhäuser
Vom 12. bis ca. 15. Jh. waren 'Frauenhäuser'
Bordelle.
Gründe für das Anwachsen der Prostitution in den Städten ab etwa dem 13. Jh.:
In den städt.
Zünften des Mittelalters gab
es sehr strenge Regeln. So konnten sich die Gesellen (männliche Zunftmitglieder) -
wegen eines entsprechenden Zunftverbotes - erst recht spät selbstständig machen und heiraten.
Auch, um Verführung und Vergewaltigungen zu verhindern, wurden deshalb die 'Frauenhäuser'
eingerichtet.
Die Häuser standen unter der Aufsicht der Stadt, hatten einen Wirt (der auch als 'Ruffian'
bezeichnet (engl.: 'a ruffian' = eine gesetzlose Person, ein brutaler Kerl), oder auch:
'Strom', 'Glidenboß', 'Schrefenboß' genannt wurde), oder eine Wirtin (die 'Glidenvetzerin'),
die mitunter sogar vereidigt waren (dieser Eid war je nach Region Jahr für Jahr zu erneuern).
So war es u. a. ihre Pflicht, immer
die nötige Anzahl von
'Buhlerinnen'
bereitzuhalten.
Die Dirnen unterstanden dabei dem 'Stockmeister' oder auch dem
Scharfrichter (Henker) der betreffenden Stadt.
Die Frauen gerieten oft aus Not in diese Häuser. So wurden einige zur Schuldentilgung
von ihren eigenen Ehemännern dorthin verkauft; andere wurden von regelrechten Banden
entführt, missbraucht und dann in die 'Frauenhäuser' gebracht ...
»»
Um die Mitte des 14. Jh. wurde aber immer mehr gegen die sogenannten
'Hübscherinnen' (oder auch:
'gemeinen Frauen',
'freien Töchter', 'Fensterhennen' = Dirnen) Front gemacht.
Wenn man einmal das 15. Jh. betrachtet, so kostete ein Besuch im Frauenhaus 2-6 Pfennige.
*Ein Tagelöhner verdiente damals ca. 8 Pfennige (pro Tag) und ein Handwerksgeselle ca. 20 Pfennige.
Auf Reichstagen, Messen, Jahrmärkten und Konzilien stiegen die Preise aber merklich an.
Es sollen in Konstanz zur Zeit des berühmten
Konstanzer Konzils (1414-18) ca. 1.500 Prostituierte
(die weitaus meisten natürlich von außerhalb kommend!) den Männern für ihr Vergnügen zur
Verfügung gestanden haben.
Reich geworden sind aber nur ganz, ganz wenige der Prostituierten ..
Besonders ab der Reformationszeit (in der Sittenstrenge wieder besonders gepflegt wurde)
galt Prostitution immer mehr als etwas Unehrenhaftes. So mussten die 'liederlichen Frauen'
z. B. in der Kirche auf besonderen Plätzen sitzen. Sie wurden auch nicht mehr ordentlich
begraben, sondern konnten nur noch auf dem sogenannten
'Schindanger'
(einem Platz außerhalb des Friedhofes, der zum Vergraben von Tierleichen und ehrlosen Personen
[Verbrechern ...] diente) verscharrt werden.
Die Rolle der Frau allgemein wurde ab jetzt auch wieder auf die der Hausfrau und Mutter
'zurechtgerückt'.
Bei
Heinrich Heine steht in:
'Der Rabbi von Bacherach'
(von 1840) zum Thema Frauenhaus:
»[...] Mit Trommler und Pfeifer marschierte jetzt vorbei die neu errichtete Schützengilde.
Hierauf folgte, angeführt von dem Stöcker, der eine rote Fahne trug, ein Rudel
fahrender Fräulein, die aus dem Frauenhause "Zum Esel" von Würzburg herkamen
und nach dem Rosentale hinzogen, wo die hochlöbliche Obrigkeit ihnen für die
Meßzeit ihr Quartier angewiesen.
'Mach die Augen zu, schöne Sara!' - sagte der
Rabbi. Denn jene phantastisch und allzu knapp bekleideten Weibsbilder, worunter
einige sehr hübsche, gebärdeten auf die unzüchtigste Weise, entblößtem ihren
weißen, frechen Busen, neckten die Vorübergehenden mit schamlosen Worten,
schwangen ihre langen Wanderstöcke, und indem sie auf letzteren, wie auf
Steckenpferden, die Sankt-Katharinen-Pforte hinabritten, sangen sie mit
gellender Stimme das Hexenlied:
'Wo ist der Bock, das Höllentier?
Wo ist der Bock? Und fehlt der Bock,
So reiten wir, so reiten wir,
So reiten wir auf dem Stock!' [...]«
Siehe auch (zeitgleich):
Hexenverfolgung.
Diese 'Frauenhäuser' wurden lange Zeit von der Kirche nicht nur geduldet, sondern einige
"solcher" Häuser gehörten ihr sogar und sie bezog Einnahmen aus dem Gewerbe, das
dort betrieben wurde.
Randbemerkung: * Den Geistlichen ist das Zölibat (die Ehelosigkeit) schon seit 1139 (2. Laterankonzil)
auferlegt.
Siehe auch: Begriffe:
Bordell |
Buhlerinnen |
Hexenverfolgung |
Zünfte.
Literatur zum Thema:
Mittelalter
Fronleichnam
auch:
Corpus Christi / Festum Corpus Christi / heiliger Blutstag /
Hochfest des Leibes und Blutes Christi / Prangtag / Sakramentstag
Fronleichnam entspricht wohl mittelhochdeutsch (fronlicham). "Fron" meint dabei
Herr, Herrn und "licham" = Leichnam.
Das Fronleichnams-Fest ist eines der höchsten Feste der kath. Kirche.
Das Fest wird immer an dem Donnerstag, der dem Dreifaltigkeitsfest (Trinitatis;
1. Sonntag nach Pfingsten) folgt, gefeiert und mit einer feierlichen Prozession
begangen.
Dass das Fest auf einem Donnerstag liegt, hängt mit dem ursprünglichen
Fest zum Gedächtnis des Abendmahls zusammen, dem Gründonnerstag (= der Donnerstag
direkt vor Ostern, ein Tag vor Karfreitag).
Am Fronleichnams-Tag wird die Transsubstanstiation (die Verwandlung der
gesegneten Hostie in den Leib Christi gefeiert).
1246 wurde dieses Fest in Lüttich auf die Visionen der
hl. Juliana von Lüttich (*1292 +1258) (einer Reklusennonne) eingeführt. Aus
den Niederlanden kam das Fest dann auch nach Dtl.
1264 wurde das Fest von Papst Urban IV. für die ganze Kirche eingeführt.
Siehe auch:
Advent |
Fronleichnam |
Muttertag |
Ostern |
Pfingsten |
Vatertag.
Fuder
Fuder = Alte Maßeinheit.
U. a. wurde damit eine "Fuhre" (ungefähr eine Wagenladung eines
zweispännigen Gefährts [von 2 Pferden gezogenen]) bezeichnet.
Ein altes Volumenmaß (für Wein ...) wurde ebenfalls als Fuder bezeichnet.
Auch existierte die Bezeichnung Fuder für ein Festkörpermaß (Erze).
Siehe auch: Olle Kamellen? /
'Dr. Eisenbarth'.
Fürbaß
Fürbaß ist ein alter Ausdruck für: besser, weiter.
Heute meist nur noch dichterisch gebraucht.
Bei
Ludwig Uhland in:
'Graf Richard Ohnefurcht' heißt es:
»Graf Richard von der Normandie
Erschrak in seinem Leben nie.
[...]
Da ging er fern von seinen Leuten,
Nachdenklich, ließ sie fürbaß reiten,
Sein Pferd er an die Pforte band,
Im Innern einen Leichnam fand.«
Füst
© Texte, Datenbanken, Auflistungssysteme, Fotos & Layout (wispor.de)
- lexikalischer Auskunftsdienst / Münster (Westfalen)