SPRACHE  
  Olle Kamellen?
  (Herkunft & Bedeutung von Begriffen)
Magen:
Ein Mage war (im Altdt.) ein Verwandter.

So gab es z. B.: Schwertmagen, Vatermagen = Verwandte väterlicherseits.

Spillmagen, Kunkelmagen = Verwandte mütterlicherseits.


Siehe auch:
Aftermutter | Ahn | Altvorderen | Base | Eidam | Ellermutter | Gevatter |
Großmuhme | Kunkelmagen | Magen | Muhme | Oheim | Schnur | Schwäher |
Schwertmagen | Schwieger | Spillmagen | Vatermagen |
Mahlweg:
Der Mahlweg (belegt ab etwa dem 16. Jh.) war der Weg zu einer Mühle. Für diesen Weg (seine Breite und die Unterhaltungspflichten) gab es obrigkeitliche Vorschriften.



Siehe auch weitere Bezüge zum Sachsenspiegel:

'Auf die lange Bank' | ' ...guten Dinge sind 3' | 'Fersengeld' |
'nach Jahr und Tag' | ' ...der mahlt zuerst' | 'Stadtluft macht frei'
Maigassenzins:
Maigassenzins, ein in drei Mariengroschen zwei Pfennigen bestehender Rutscherzins, welcher durch einen expressen reitenden Boten alle Jahre am Weihnachtsabende, bei Strafe der Verdoppelung für jeden späteren Tag, dem Amte übersendet werden mußte.


Das Vargeld, der Königszins und der Maigassenzins gehörten in die Kategorie der "Rutscherzinsen".

* Rutscherzins: Bei Nichteinhaltung des Zahlungstermins verdoppelte sich der zu zahlende Betrag (jeden Tag!).


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Mallung
auch: Mallen.
Das (unstete) Hin- und Herspringen des Windes.

Manchesterkapitalismus
auch: Manchestertum.
Der Begriff: "Manchesterkapitalismus" steht heute für die schlechten 'Begleiterscheinungen' des Kapitalismus, wie:

Massenarmut und Massenarbeitslosigkeit, Ausbeutung, Umweltverschmutzung ... Er wird vor allem dann benutzt, wenn mehrere dieser Faktoren zusammentreffen.

Der Ursprung für diesen Begriff ist im England des 19. Jh. zu finden. Hierbei trat der wirtschaftliche Liberalismus für den Freihandel und das zügellose 'freie Spiel' der Wirtschaftskräfte ein (Manchester-Partei, 1838-1846).
Mantelkinder:
Durch diese "Bemäntelung" wurden voreheliche oder adoptierte Kinder etc. legitim.



Siehe auch: Redewendungen/Mantelkinder
Martinsgans:
Martins- od. Märtensgans, ein am Martinitag (10. Nov.) zu entrichtender, in einer Gans bestehender Zins des MA.


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Mäzen:
Der Begriff Mäzen ist zu Ehren eines Freundes des Kaisers Augustus: Gaius Cilnius Maecenas geprägt worden.

Maecenas war reich und förderte viele Künstler.

Daher auch: Mäzenatentum.
Medumskorn:
Medumskorn, ein Getreidezins, mitunter ein Siebtel der Früchternte.

Medumsgüter , im Hessischen Coloniatgüter, welche gegen einen bestimmten Zins erblich überlassen werden. Medumskorn , das davon dem Gutsherrn zu entrichtende Zinskorn.

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Melodion:
Ein Klaviatur-Instrument, 1806 von Dietz in Emmerich erfunden.
Merodebrüder:
In Feld-Marodehäusern (Österreich ca. 1564) wurden Leichtkranke, Erschöpfte, Genesende im Krieg untergebracht.

Im 30-jährigen Krieg (1618-48) gab es einen General Merode. Sein Regiment soll so schlimm unter der Zivilbevölkerung gewütet haben, dass man bald alle Tross-Nachzügler 'Merodebrüder' (daher wohl: Marodeure) nannte.
Merseburger Zaubersprüche:
Gedichte mit Zaubersprüchen, die nach ihrem Fundort (Merseburg) benannt wurden.


Der eine (1) dient dazu, einen Kriegsgefangenen auszulösen; der andere (2), ein lahmes Pferd zu heilen. Beide stammen wohl aus dem 9./10. Jh.

 Merseburger Zaubersprüche (ahd.) 


(1)
»Eiris sazun idisi, sazun hera duoder.
Suma hapt heptidun, suma heri lezidun,
suma clubodun umbi cuoniouuidi:
insprinc haptbandun. Inuar uigandun.«

(2)
»Phol ende Uuodan uuorun zi holza.
Du uuart demo Balderes uolon sin uuoz birenkit.
Thu biguol en Sinthgunt, Sunna era suister,
thu biguol en Friiat, uolla era suister,
thu biguol en Uuodan, so he uuola conda:
sose benrenki, sose bluotrenki, sose lidirenki,
ben zi bena, bluot zi bluoda,
lid zi geliden, sose gelimida sin.«
Metzgerposten:
Im Mittelalter (und noch bis zum Ende des 17. Jh.!) wurden Nachrichten (Briefe ...) auch durch Metzger (Fleischer) transportiert.

Die Metzger machten mitunter nämlich sehr ausgedehnte Einkaufsfahrten. Deshalb schlossen Kaufleute und auch Städte Beförderungsverträge mit den reisenden Metzgern. So gab es in Süddeutschland eine regelrechte Verpflichtung zum Posttransport für die reisenden Metzger. Die Metzger erhielten dafür Ermäßigungen bei den Gemeindeabgaben etc.

Johann Friedrich von Württemberg erließ (um 1600) noch eine besondere "Post- und Metzgerordnung". Bei den Transporten wurden auch Brief-Felleisen benutzt.

Die Metzgerposten verschwanden erst mit der flächendeckenden Einführung der Reichspost (Ende des 17. Jh.).
Meydenpfennige:
Meydenpfennige (Viehpfennige), ein Zins für die Benutzung einer Weide (im MA).


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Michaelishahnen:
Michaelishahnen (Michaelishühner), ein zu Michaelis (immer: 29. Sept.) zu entrichtender Hühnerzins des MA.


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Michelade:
Nach dem Michaelistag (29. Sep. ) benannte Gräueltat an den Katholiken in Nimes während der Hugenottenkriege (1562-98).



Siehe auch: Bluthochzeit.
Miesmuschel:
Die Miesmuschel (eine essbare Meeresmuschel) hat ihren Namen vom Mittelhochd.: "mies" = Moos.

Die Muschel verfügt über kleine (moosartig aussehende) Fäden, mit denen sie sich an Steinen etc. festhält.


Zu merkwürdigen Tiernamen siehe auch: 'Tiersorten'.
Möblierungstheorie:
Scherzhaft für die Katastrophentheorie (19. Jh.) von Lyell und Darwin.

Hierbei wird davon ausgegangen, dass die Erde wiederholt von Katastrophen heimgesucht wurde, die fast alles Leben ausgelöscht haben sollen. Dadurch mussten alle Lebensräume auch mit ganz neuen Lebewesen wieder besetzt werden.
Molde:
Alter Ausdruck für: Staub, Erde.

Davon abgeleitet oder in Verbindung stehen: Maulwurf, Maulwurfsgrille, Moldwurm, Molch ...
Morgengabe:
Morgengabe ist ein alter (schon den Germanen bekannter) Ausdruck für: eine nach der Hochzeitsnacht vom Ehemann an die Frau zu überreichende Gabe.

Später wurde aus der Morgengabe eine Witwen-, auch Waisenversorgung.
Moritat:
Eine Moritat ist meist eine Schauergeschichte (ein besonderes Geschehnis, ein Verbrechen), die von einem Bänkelsänger im 17. bis etwa zur Mitte des 20. Jh. mit Sprechgesang (vielfach auf Jahrmärkten) vorgetragen wurde.

Einige Bildtafeln setzten das Ganze in Szene. Dazu wurde oftmals eine Drehorgel (oder andere volkstümliche Instrumente) gespielt. Typisch für Moritaten war auch eine belehrende Schlussmoral.

Die Blütezeit dieser Darbietungen war das 19. Jh.
Verbreitet war diese Art der Unterhaltung und 'Information' zu dieser Zeit: in Hamburg, Schleswig-Holstein und im Rheinland.

Im 20. Jh. wurden diese Lustbarkeiten von den nun aufkommenden moderneren Unterhaltungsmedien (Kino ab etwa 1900, Rundfunkbetrieb ab etwa 1920) schnell verdrängt.

Einige Schriftsteller haben sich aber der Darstellungsform Moritat auch später noch bedient.

So z. B.:

Bert Brecht in: 'Die Dreigroschenoper': 'Die Moritat von Mackie Messer' und 'Das Lied der Seeräuberjenny'

Heinrich Heine in 'xxx'

Erich Kästner in 'xxx'

Erich Mühsam in 'xxx'


Als Erklärung für die Herkunft des Begriffes Moritat kommen vor allem nach z. B.: Brockhaus™: (17. Aufl., ~1970, 20 Bde.) | Meyer™: (09. Aufl., ~1970, 25 Bde.) etc. mehrere Varianten in Frage:

1. Die *verballhornte Aussprache des Begriffes 'Mordtat'
2. Vom Lateinischen 'moritas' scherzhaft übertragen als = erbauliche Geschichte
3. Vom Jiddischen bzw. Rotwelschen 'mo(o)res' = Lärm, Schrecken
4. Aus dem Wort 'Moralität' umgeformt
Mortuarium
auch: Baulebung, Besthaupt, Butteil, Buttheil, Fallrecht, Hainrecht, Hauptrecht, Kurmede. In Frankreich gab es das: 'Meilleur cattel'.
Das Mortuarium war eine Naturalienabgabe (z. B. das beste Stück Vieh: Kuh, Stier ...), die ein Erbe eines hörigen Bauern an den Gutsherrn leisten musste.
Motten:
Motten wurden kleine Hügel genannt, auf den hölzerne Wehrtürme standen.
Mühlsteinkragen:

Siehe: Duttenkragen (Bild!).
Muhme:
Die "olle" Verwandtschaft.
Muhme = alter Ausdruck für: die Tante (Schwester der Mutter).



Siehe auch:
Aftermutter | Ahn | Altvorderen | Base | Eidam | Ellermutter | Gevatter |
Großmuhme | Kunkelmagen | Magen | Muhme | Oheim | Schnur | Schwäher |
Schwertmagen | Schwieger | Spillmagen | Vatermagen |
Munt
auch: Mundium, Muntpurt, Mundschaft.
Mittelalterlicher Begriff für die: Vormundschaft.
Münzverrufung:
Die Münzverrufung war die Außerkurssetzung (der Zwangsumtausch) von umlaufenden Münzen im Mittelalter.

Zu diesem Kunstgriff neigten vor allem dt. Münzherren.

Dies wurde besonders im späten Mittelalter, aber auch in der frühen Neuzeit von Landesfürsten gemacht, um etwa die Kriegskasse aufzufüllen, oder aber den Fürsten schlicht zu bereichern.

Münzverrufungen kamen dabei bis zu viermal in einem Jahr vor! Die Münzen wurden dann neu geprägt (erhielten ein anderes Münzbild). Aus 4 Pfennigen (der damals üblichen Währung) wurden dann z. B. 3 Pfennige.

Abhilfe für die Betroffenen (meist Städte!) schuf mitunter ein sogenannter: "Ewiger Pfennig".


Siehe auch: RW: großer Batzen | Belagerungsmünzen | Deut | Ewiger Pfennig | Halbskoter |
Heckenmünze | Heller | Hungermünze | Kipper und Wipper | Münzverrufung |
Scherflein | Schnapphahn | RW: Schrot und Korn.
Muschkote:
Muschkote ist eine Verballhornung (Entstellung) der Begriffe "Muskete/Musketier".
Der Begriff wird abwertend für einen einfachen Soldaten (ohne Rang) oder auch einen einfachen Menschen genutzt.

(Erich-Maria Remarque:  'Im Westen nichts Neues' )


»Sie sind ja nur Muschkoten, und er ist ein hohes Tier ...«
Museum:
Griechisch mouseion, Sitz der Musen; den Musen geweihter Ort.
Lat. museum, Ort gelehrter Beschäftigung.
Muttertag:
Der Muttertag wurde von der Amerikanerin Ann Jarvin ab 1905 anlässlich des Todes ihrer Mutter als Ehrentag für alle Mütter vorgeschlagen.

Ab 1915 wurde der "Mother's Day" als Staatsfeiertag auf den 2. Sonntag im Mai festgelegt. Der Muttertag wurde in den USA von der 'Methodist Episcopal Church' schon 1912 zum kirchl. Feiertag erhoben.

In Dtl. wurde der Muttertag ab etwa 1923 begangen.

Die Nationalsozialisten legten den Muttertag auf den 2. Sonntag im Mai und pervertierten den Muttertagsgedanken ("Dem Führer ein Kind!").
So funktionierten sie den Muttertag in einen "Tag der Dt. Mutter" um. Damit verbunden war (für Vielgebärende!) das "Ehrenkreuz der Dt. Mutter" bzw. das Mutterkreuz. Das Mutterkreuz darf seit 1945 nicht mehr getragen werden.

Die ehemalige DDR (und weitere kommunistische Staaten) feierten/feiern statt des Muttertages den "Internationalen Frauentag" am 08. Mär.


Siehe auch:
Advent | Fronleichnam | Muttertag | Ostern | Pfingsten | Vatertag.